Iran und EU-Sanktionen: Warum der Iran die Atombombe baut

Die Europäische Union hat neue Sanktionen gegen den Iran beschlossen, es dreht sich erneut um das iranische Atomprogramm. Westliche Staaten befürchten, dass das iranische Atomprogramm zum Bau atomarer Waffen genutzt wird, die iranische Regierung beteuert hingegen eine reine zivile Nutzung. Die Sanktionen wurden einhellig im EU-Außenministerrat beschlossen, die Sanktionen richten sich in erster Linie gegen so genannte Dual-Use Produkte (zivil wie militärisch nutzbar). Darüber hinaus richten sich die Sanktionen gegen die iranische Ölwirtschaft, Materialien und Dienstleistungen, sowie direkte Investitionen aus EU-Staaten, werden demnach untersagt. Weitere Sanktionen sollen demnächst das Guthaben von Mitgliedern der iranischen Regierung auf europäischen Bankkonten einfrieren, Kauf und Handel iranischer Staatsanleihen bleiben vorerst untersagt. Ob die iranische Administration sich dem Druck beugen wird, darf bezweifelt werden. Wer nun meint, die iranische Regierung stelle sich stur an, versteht nicht die Intention des iranischen Atomprogramms.

Zivile oder militärische Nutzung? Der Iran will die Atombombe

Grundlegend gilt es die Frage zu erläutern, ob die iranische Regierung die Atombombe bauen will, oder wie sie selbst vehement behauptet, lediglich zur Stromerzeugung benötigt. Die Frage kann beantwortet werden, wenn man nicht das iranische Atomprogramm an sich analysiert (denn Kernkraft ist das klassische Dual-Use Produkt schlechthin), sondern das iranische Raketenprogramm vorerst untersucht.

Ein atomarer Sprengkopf ohne Rakete macht kaum Sinn, es gibt zwar so genannte Kofferatombomben, doch eine Atombombe macht dann Sinn, wenn es von der Heimatbasis aus sicherer Entfernung und (bislang relativ) unabfangbar abgeschossen werden kann. Eine Langstreckenrakete ohne Massenvernichtungskopf macht nur bedingt Sinn, ein ambitioniertes Raketenprogramm braucht immense Ressourcen, das Tragen eines „normalen“ Sprengkopfes einer Langstreckenrakete ist schlicht unwirtschaftlich. Marschflugkörper können sich nur solche Staaten leisten, die eh ein hohes Militärbudget aufweisen. Der Iran besitzt seit 1977 (schon vor der islamischen Revolution) Anlagen zur Herstellung von Raketen, ironischer weise mit Hilfe von Israel. 2001 kaufte der Iran Marschflugkörper aus der Ukraine (Reichweite 3500 km), besitzt aber keine Abschussvorrichtungen, ein Hinweis dafür, dass diese Marschflugkörper auseinander genommen werden um diese zu studieren. Experten aus Geheimdienstkreisen vermuten Nordkoreanische Hilfe bei der Erprobung der so genannten Shahab 6, eine Langstreckenrakete, die über das Weltall eine Strecke von 10.000 km zurück legen soll. Das der Iran den Weltraum erreichen kann, bewies der Transport eines Spionagesatelliten im August 2008 mit einer iranischen Trägerrakete. Daneben besitzt der Iran weitere Kurz- und Mittelstreckenraketen. Nochmal, alleine das Raketenprogramm ist ein eindeutiges Indiz für eine gewollte atomare Bewaffnung.

Warum eine iranische Atombombe?

Um an dieses Problem herantreten zu können, ist es notwendig die eurozentristische Sicht ein wenig zu verlassen. Der Iran ist umgeben von feindlichen Staaten. Der Irak unter Saddam Hussein hat 1980 einen Krieg angezettelt, mit Hilfe und Duldung der USA und der Sowjetunion (einmalig in der Geschichte). Dieser Krieg endete zwar im Patt, hat aber immense Verluste auf der iranischen Seite verursacht, ca. 500.000 Verluste waren zu beklagen. Der Einsatz der irakischen Armee von Giftgas ließ den damaligen Revolutionsführer Chomeini seinen Standpunkt ändern. Bezeichnete er zuvor die Atombombe in mehreren Fatwas als un-islamisch, änderte er seinen Standpunkt nach dem Einsatz von Giftgas.

Im Osten des Iran grenzt Pakistan an, das Verhältnis ist zwiespältig. Sunnitische Extremisten verfolgten die schiitische Minderheit in Pakistan, Iran versteht sich als Schutzmacht der Schiiten. Momentan haben sich die Verhältnisse zwischen beiden Staaten entspannt, doch Anfang der 80er war das Verhältnis angespannt. Da Pakistan sich erfolgreich atomar bewaffnen konnte, musste der Iran (der sich als regionale Großmacht versteht) gleichziehen. Auch Saudi-Arabien ist kein Freund der islamischen (aber schiitischen) Revolution im Iran. In der Form betrachtet, muss sich Iran umzingelt sehen, zudem haben die USA den Iran offiziell in die Achse der bösen Mächte eingereiht. Die beste Methode sich unangreifbar zu machen, ist ein eventuell vernichtende Gegenschlag mit einer Atombombe. Auch wenn der Iran immer wieder Israel (verbal) angreift, kann man dennoch behaupten, der Versuch zum Bau einer Atombombe ist eher defensiver Natur. Die Vorstellung, dass die „Mullahs“ beim Beten mit ihrer Stirn den roten Knopf betätigen um Israel zu vernichten, ist so falsch wie die Vorstellung von einem US-Präsidenten, der im Oval-Office seine Praktikantin verführt und dabei aus Versehen die A-Bombe losschickt. So lange die „Mullahs“ Bankkonten im Ausland besitzen und damit beweisen, dass sie gar nicht so erd-entfernt leben, muss kein Erstschlag aus dem Iran gerechnet werden. Korruption ist nicht immer per se was schlechtes, ein Unbestechlicher mit messianischem Sendungsbewusstsein ist eher zu befürchten, als ein bestechlicher und materialistischer Mensch (wie der  unbestechliche Robespierre in der Französischen Revolution, oder Ahmedinejad, der aber im Iran wenig zu sagen hat).

Also warum gegen die iranische Atombombe?

Als der Iran unter dem diktatorischen Schah ein verbündeter der USA war, wurde die iranische Regierung mit Know-How über Kerntechnik aus den USA beliefert. So unterzeichnete der damalige US-Außenminister Henry Kissinger einen Verkaufsvertrag im Wert von sechs Milliarden Euro an den Iran. Man hatte sogar überlegt, eine Anlage zur Herstellung von Plutonium an den Iran zu verkaufen!  1976 stiessen die Bundesrepublik Deutschland und Frankreich hinzu, um milliardenschwere Aufträge aus dem Iran zu ergattern (Stichwort Kraftwerks-Union). All diese Pläne wurden nach der islamischen Revolution von 1979 aufgrund veränderter Verhältnisse fallen gelassen. Es waren westliche Staaten, die dem Iran den Wunsch einer Nutzung von Kernenergie quasi aufgedrängt hatten.

Wenn der Iran sich erfolgreich atomar bewaffnen sollte, wie meinen sie werden die Saudis auf diese Nachricht reagieren? Oder die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait oder Oman? Allesamt finanzstarke Staaten mit autoritären Herrschaftshäusern. Die Verbreitung von Atomwaffen im Nahen Osten, einer der instabilsten Regionen der Welt, wäre nicht mehr zu vermeiden. Abgesehen davon, dass jede Atombombe zu viel ist auf der Welt, es gibt handfeste Gründe für das iranische Interesse an der Atombombe, sowie vernünftige Gründe gegen die Atombombe aus Iran. Ob wirtschaftliche Sanktionen diese vermeiden hilft, bleibt fraglich aber wünschenswert. Die Krise ist politischer Natur, und so lange sich der Iran von den USA und deren Verbündeten (insbesondere Saudi-Arabien) bedroht sieht, wird die iranische Haltung hart bleiben.

2 Comments
  1. Reply
    isaac stern 27. Juli 2010 at 09:34

    der autor hat bewusst,die israelische atombomben ausgeblendet.der versuch,was geheimdienst der ganzen welt verzweiflt beweisen wollen,ist ein kläglicher verdacht, der auf mutmaßungen und an den haarengezogene spekulationen beruht.der iran hat das recht,nach der charter der iaeo,auf ein ziviles atomprogramm,wie deutschland und alle anderen nationen der welt.der iran hat im gegensatz zu israel den atomsperrvertrag unterzeichnet und lässt sein programm anders als israel von internationalen beobachtern kontrollieren.der autor versucht die gefahr der iranischen „atombombe“ ,von israel auf die arabischen staaten, zu lenken.diktatoren die nicht vom volk gewählt wurden sind,diese haben angst dass der iran innerhalb der arabischen bevölkerung an ansehen gewinnt,weil jeder araber (nicht nur araber) die israelische atombombe für DIE gefahr in der welt hält.diese vermutungen konnten die israelis im krieg 1973 fast bestätigen.und jeder weiß,dass die „mullahs“ im iran schon längst ihre macht an die revolutionsgarde verloren haben.Ahmadinejad hat sehr wohl macht in seinem land und zwar 67,4%.die angeblich „grüne“ revolution hat im iran wohl keiner mitbekommen,weil es ein schlechter versuch der geheimdienste israels,der usa,saudiarabiens und der eu , über twiter und youtube,ein land zu destabilisieren war.aber lieber herr autor sowas kann man nicht in in „der welt“ oder der „konkret“ lesen..

  2. Reply
    S.I. 27. Juli 2010 at 14:37

    Lieber Isaac,
    in diesem Artikel geht es um den Iran, nicht um das Waffenarsenal Frankreichs, Chinas oder Israels. Und Israel hat seit den 60er die A-Bombe, so what(immer noch, jede Atombombe ist zuviel)? Es hat die A-Bombe genau so wenig abgeworfen, wie die „Mullahs“ (man beachte die Anführungszeichen“) im Iran dies tun würden. Und in der Welt liest man eben nicht, welche Sorgen die iranische Regierung antreibt und selbst wirtschaftliche Sanktionen hinnimmt. Sie versuchen aus dem Nichts, den schwarzen Peter an Israel zu schieben, wobei der Artikel lediglich einen Versuch darstellt, den Iran zu verstehen. Verstehen können wir sie nicht, seien sie mal ehrlich, sie heißen so wenig Isaac, wie diese Seite Welt-Online heisst. Oder wollen Sie ernsthaft zu verstehen geben, Iran baut die A-Bombe nur deswegen, weil Israel ausgelöscht werden soll? Genau das haben wir versucht zu widerlegen. Und nach unseren Informationen ist der Revolutionsführer Chamenei(ernennt Wächterrat, ernennt alle Richter, Oberbefehl über die Streitkräfte), da der Präsident maximal drei mal gewählt werden darf, Chamenei aber lebenslang ernannt ist. Erkundigen sie sich bitte besser, bevor ihre Emotionen hochkochen, mit freundlichen Grüßen- Online Presseportal

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