Japan aktuell: Roboter im Atomkraftwerk Fukushima messen Radioaktivität

Aktuell werden in Japan Roboter eingesetzt, um die Radioaktivität im havararierten Atomkraftwerk Fukushima zu messen, diese Messungen sollen aufzeigen, ob Menschen in die Reaktorblöcke vordringen können. Bislang sind die Rettungskräfte außerhalb der Blöcke 1 bis 4 tätig, die radioaktive Strahlung stellt eine Gefahr für Menschen dar. Daneben messen die Roboter die Temperatur und die Konzentration von Sauerstoff und Wasserstoff in der Luft in den Blöcken, Wasserstoffexplosionen hatten zuvor die Raktorblöcke 1 bis 3 massiv geschädigt. Die Messungen ergaben, dass im Reaktorblock 3 die Strahlung zwischen 28 und 57 Millisievert pro Stunde beträgt, im Reaktorblock 1 lag die Strahlung bei bis zu 40 Millisievert/Stunde, schon zuvor hatte die japanische Regierung den maximalen Grenzwert für die Rettungskräfte von 100 Millisievert auf 250 Millisievert pro Jahr erhöht. Das hieße, dass nach einem Aufenthalt von fünf Stunden die Arbeiter die maximale jährliche Dosis an Radioaktivität abbekommen, noch ist also die Strahlung zu hoch als das Menschen in den Reaktorblöcken arbeiten könnten.

Roboter gewähren ersten Einblick

Obschon gerade Japan federführend in Sachen Robotertechnik ist, kommen besagte Roboter aus dem Bestand der US-Armee, die japanischen Roboter sind nicht für „dreckige“ Einsätze konzipiert. Nach den Messungen sagte der Vorsitzende der japanischen Atomaufsichtsbehörde NISA, Hidehiko Nishiyama, dass die Strahlung eine menschliche Arbeit in den Blöcken verhindern würde. Schon jetzt haben viele der anwesenden Rettungskräfte eine Dosis weit über 100 Millisievert abbekommen, 20 Mitarbeiter sollen aufgrund der Verstrahlung behandelt werden. Am Samstag hatten die Roboter an der nördlichen Außenseite des Reaktorblocks 1 eine Strahlung von 270 Millisievert pro Stunde gemessen.

Primäre Kühlung der Brennstäbe immer noch ausgefallen

Seit dem verheerenden Erdbeben und dem Tsunami vom 11. März liegen die Brennstäbe in den Reaktorblöcken 1 bis 3 praktisch ungekühlt in den beschädigten Blöcken, im Reaktorblock 2 wird gar eine Beschädigung des Sicherheitsbehälters am Reaktorkern vermutet, hier liegen die Brennstäbe im direkten Kontakt mit der Umwelt. Zur Kühlung besprühen die Techniker die Blöcke von Außen mit Wasser, die Folge ist eine Belastung des Geländes mit hochradioaktivem Wasser. Laut Tepco sollen hier inzwischen 67.500 Tonnen Wasser liegen, dieses muss abgepumpt werden. Zusätzlich wurde nun festgestellt, dass im Reaktorblock 4 das Wasser fünf Meter hoch im Keller liegen würde.

Rettungsarbeiten sollen sechs bis neun Monate andauern

Betreiber Tepco hat eine Roadmap veröffentlicht, wonach die Bergungsarbeiten am havarierten AKW Fukushima Daiichi sechs bis neun Monate anhalten sollen, geplant ist die Errichtung eines Kühlsystems, welches (wie in den AKWs in Frankreich üblich) mit Luft betrieben werden soll. Bislang arbeiten alle japanischen Kernkraftwerke mit Wasserkühlung. Doch Experten bezweifeln die vorgegebene Dauer der Bergungsarbeiten, zu viele Eventualitäten werden hier nicht berücksichtigt, sagt Professor Tadashi Yoshida von der Universität Tokio. So soll erst einmal genug Wasser in die Blöcke 1 bis 3 gepumpt werden, um zumindestens die Brennstäbe mit Wasser abzudecken. Daneben soll weiterhin Stickstoff eingeleitet werden, somit will man die Ansammlung von Knallgas verhindern und zusätzlich kühlen. Doch Yoshida warnt davor, dass die Sicherheitsbehälter nach dem Erdbeben beschädigt sein könnten, im Normalfall fangen die Sicherheitsbehälter ein Gewicht von bis zu 7400 Tonnen auf. Auch Professor Hisashi Ninokata aus dem Tokyo Institute of Technology warnt vor einer zu starken Belastung der Behälter, keiner könne sagen, welche Auswirkungen das Erdbeben der Stärke 9,0 auf die Behälter habe.

Löcher flicken wirkt wenig professionell

Schon zuvor hatte die japanische Regierung offiziell verlautbaren lassen, dass eine partielle Kernschmelze im Reaktorblock 2 stattgefunden habe. Der Sicherheitsbehälter ist höchstwahrscheinlich beschädigt, Experten vermuten, dass das austretende Wasser eine Vertsrahlung von über 1000 Millisievert pro Stunde aufweisen würde. Genau dies soll der Roboter bei der heutigen Messung herausfinden. Inwiefern der Behälter repariert werden kann, zumal keine Menschen in den Reaktorblock 2 vordringen können, lässt Tepco vorerst offen. Doch Tepco musste auf öffentlichen Druck irgendeinen Plan veröffentlichen, schon jetzt sind die Menschen in Japan völlig verunsichert. In mehreren Umfragen in japanischen Zeitungen zeigen sich rund dreiviertel aller Befragten unzufrieden mit den Maßnahmen von Tepco und der japanischen Regierung.

Clinton zu Besuch in Japan

Am gestrigen Sonntag befand sich US-Außenministerin Clinton zu Besuch in Japan ein. Sie sicherte die volle Unterstützung der USA zu, so empfehle die US-Regierung ihren Bürgern, völlig unbedenklich nach Japan reisen zu dürfen. Lediglich einen Radius von 80 Kilometer um das AKW Fukushima sollten US-Bürger meiden, so Clinton. Damit widerspricht sie direkt der japanischen Regierung, die eine Sperrzone von 20 Kilometer für ausreichend einschätzt. Nach der Abschaltung des AKW sollen die Bürger gar in neun Monaten in ihre Wohnungen zurückkehren dürfen. Doch diese Darstellung darf stark angezweifelt werden, so berichtet Greenpeace, dass die Verstrahlung die Gegend um Fukushima auf Jahrzehnte belasten, und damit im Grunde, unbewohnbar machen würde. Die Strahlungsbelastung werde weiterhin ansteigen. Zumindestens hat der Super-Gau (davon kann man, muss man inzwischen in Fukushima sprechen) eines bewirkt, Premierminister Kan verkündete am Montag, man werde den Plan zum Ausbau japanischer Kernkraftwerke vorerst aufs Eis legen. Japan wollte bis 2030 im Kampf gegen die die CO2 Emission 14 weitere AKWs errichten, nun haben die Menschen in Japan dringlichere Probleme als die Erderwärmung.

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