Aktuelles aus Fukushima: Vorläufige Einstufung auf INES 7- Rettungsarbeiten gehen weiter

Nach dem dramatischen Erdbeben am 11. März in Japan, und einem noch verheerenderen Tsunami am selben Tag, ist die Lage am havarierten Atomkraftwerk Fukushima Daiichi immer noch brenzlig, nun hat die japanische Atomaufsichtsbehörde NISA (Nuclear and Industrial Safety Agency) eine vorläufige Einschätzung des Reaktorunfalls auf der höchsten internationalen Stufe INES 7 (International Nuclear Event Scale) vorgenommen, bislang wurde nur der Reaktorunfall von Tschernobyl auf derselben Stufe angesetzt. Laut Aussage des Betreibers Tepco gelangte seit dem Reaktorunglück am 11. März lediglich 1% des radioaktiven Materials in die Umwelt, die austretende Strahlung könnte am Ende höher ausfallen als in Tschernobyl. Doch um genau dieses Szenario zu verhindern gehen die Rettungsarbeiten am AKW Fukushima I weiter. Die Rettungskräfte haben hoch verstrahltes Wasser aus dem Tunnel am Reaktorblock 2 abgepumpt und in einen eigentlichen Kondensatorbecken auf dem AKW-Gelände umgeleitet, bislang  250 Tonnen (von insgesamt 700 Tonnen) kontaminiertes Wasser. Dadurch soll der Wasserstand im besagten Tunnel um vier Zentimeter gesunken sein. Des Weiteren wurden knapp 200 Tonnen frisches Wasser in ein Abklinkbecken im Reaktorblock 4 gepumpt, hier lag die Temperatur zuvor bei bedenklichen 90 Grad Celsius (normal 20-30 Grad Celsius).

Noch ist für die verantwortlichen vor Ort nicht einmal klar, wie weit die Brennstäbe im eigentlich abgeschalteten Reaktorblock 4 beschädigt sind. Aufschluss hierüber soll eine Untersuchung der radioaktiven Partikel im Abklingbecken liefern. An der Oberfläche wurde am Dienstag (12.04) ein radioaktiver Wert von 84 Millisievert pro Stunde gemessen. Die Gesamtmenge radioaktiv verstrahltem Wassers in den Blöcken 1 bis 3 wird von Tepco mit 60.000 Tonnen angegeben. Um eine weitere Ausbreitung der radioaktiven Verseuchung am angrenzenden Pazifik einzugrenzen, plant Tepco die Errichtung von sieben stählernen Spundwänden am Block 2, an den Blöcken 3 und 4 ist die Errichtung von Hindernissen aus Lehm geplant.

Dennoch ist die Verstrahlung vor Ort nicht mehr zu leugnen. So ist insbesondere das angrenzende Meer verstrahlt, auch wenn eine Leckage am 6. April erfolgreich abgedichtet werden konnte. So wurden 30 Kilometer östlich von Fukushima ein radioaktiver Wert von 88,5 Bequerel pro Liter gemessen, doppelt so hoch wie die gesetzlichen Grenzwerte für radioaktive Wasserabfälle aus einem AKW. 15 Kilometer von Fukushima wurde Jod 131 in 23 facher Menge über dem Grenzwert gemessen. Anscheinend treibt die Strömung des Pazifiks die radioaktiven Isotope nordwärts.

Auf dem Land, 60 Kilometer von Fukushima, hat Greenpeace bei Messungen Cäsium-Isotope im Boden gefunden (Cäsium 137 hat eine Halbwertszeit von 30 Jahren), eine genaue Übersicht über ihre Proben liefert Greenpeace via GoogleMaps. So seien auch Nahrungsmittel, wie Gemüse, verseucht. Deswegen fordert Greenpeace eine Ausweitung der Sperrzone und eine adäquate Evakuierung der Bevölkerung, da die Bevölkerung ansonsten innerhalb weniger Wochen die gesetzliche Jahresmenge radioaktiver Isotope aufnehmen würde. So weit ist festzuhalten, die Rettungsarbeiten werden noch Monate andauern, die Auswirkungen auf Menschen bleiben Jahre (siehe Artikel über Tierzählung um Tschernobyl).

 

 

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