Nigeria- Ressourcenkampf oder Religionskonflikt ?

Die Nachrichten aus Nigeria verheißen nichts Gutes. Bei einem Überfall der vorwiegend muslimischen Angehörigen des Fulani Stammes auf Menschen des Berom Stammes, in der Mehrheit Christen, starben über 500 Menschen. Diesem Massaker ging im Januar eine Anderes voraus, hierbei starben in der selben Region über 300 Menschen, überwiegend Muslime. Das Land kommt nicht zur Ruhe, 2008 wurden 800 Menschen massakriert, 2001 kamen gar 1000 Menschen zu Tode. Der Konflikt wird durch diese Rachefeldzüge immer wieder hochgeschaukelt.

Nigeria ist das bevölkerungsreichste Land Afrikas mit ca. 150 Millionen  Einwohnern. Dabei ist der Norden mehrheitlich muslimisch, der Süden hingegen christlich geprägt, beide Religionsgruppen stellen jeweils zur Hälfte die Bevölkerung. Dabei gilt es zu beachten, daß Naturreligionen und Ahnenkult fließende Übergänge in die großen Religionen aufweisen und das die religiöse Landschaft eine schier unübersichtliche Vielfalt an Religionsauslegungen beinhalten. Dabei ist Nigeria in 36 Bundesstaaten föderal strukturiert. In einigen Bundesstaaten im Norden gilt gar das islamische Recht, die Scharia. Wie in fast allen afrikanischen Staaten sind mehrere Ethnien (wie die muslimischen Hausa und Fulani, ca. 29 % der Bevölkerung, die Yoruba die religiös „durchmischt“ sind, ca 21 % etc.) im Land verteilt. Aufgrund der Tendenz junger Männer aus dem Norden, in den wirtschaftlich besser gestellten Süden zu migrieren, ist die Verteilung der Ethnien und der Religionsgruppen keineswegs homogen.

Nigeria- im Grunde ein reiches Land

Zudem ist das das OPEC Mitglied Nigeria reich an Erdölvorkommen, Nigeria ist der sechstgrößte Produzent an Rohöl innerhalb der OPEC. Allerdings schwelt auch hier ein Konflikt am Nigerdelta, wo die ertragsreichsten Ölquellen liegen. Der katastrophale Raubbau an der Natur, die rücksichtslose Förderung von Öl verursacht immense Schäden an Mensch und Natur. Daher nimmt es nicht wunder, daß bewaffnete Gruppen am Delta Widerstand leisten, zumal die dortige Bevölkerung kaum Teilnahme an der lukrativen Förderung erfährt, z.B. die Angehörigen des Ijaw Stammes oder aber die friedliche und zivil organisierte „Movement for the Survival of the Ogoni People“. Mehrere Entführungsfälle in 2006  brachten den Konflikt auf die Agenda der Weltöffentlichkeit; insbesondere die Royal Dutch Shell steht in der Kritik.

Gemessen an der Armut der Sub-Sahara Zone weist Nigeria ein hohes Bruttoinlandsprodukt auf (ca. 290 Milliarden Dollar in 2007), basierend auf die Ausbeutung der Erdölquellen. Ungefähr 80% der Staatseinnahmen, 90% der Exporterlöse und ein Drittel des nationalen BIP sind unmittelbar mit der Erdölförderung verknüpft. Doch dieser Reichtum ist extrem ungleich verteilt, die politische und wirtschaftliche Elite ist extrem reich (z.B. Aliko Dangote, erster „schwarzafrikanischer“ Milliardär auf der Forbes Liste), während auf der Gegenseite eine extreme Armut vorherrscht. Die ausufernde Korruption tut ihr Übriges, auch wenn die Zentralregierung versucht diese zu bekämpfen.Immenses Potential steckt noch in der Erdgasförderung, welches bislang lediglich abgefackelt, also nicht gefördert wird.

Die Zukunft Nigerias?

Die Zentralregierung ist aufgrund der Abwesenheit des erkrankten Präsidenten Adua geschwächt, die Regierungsgeschäfte hat momentan der Vizepräsident Goodluck Jonathan inne. Ob diese Administration die Lage vor Ort stabilisiert, bleibt fraglich. Fest steht nur, daß der Konflikt in Nigeria weniger religiös bedingt ist, sondern vielmehr soziale Ursachen aufweist. Nicht ausgeschlossen, daß die Religionen instrumentalisiert werden und der Konflikt dadurch eine Eskalation erfährt. Ein Brandherd an der Westküste Afrikas würde die gesamte Region destabilisieren.

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