Nobelpreis-Gewinner Muhammad Yunus aus der Grameen Bank entlassen

Der Gewinner des Friedensnobelpreises 2006, der Wirtschaftswissenschaftler Muhammad Yunus, wurde aus der von ihm mitgegründeten Entwicklungsbank Grameen Bank entlassen, wie der Vorsitzende Muzammel Huq nun bekannt gab. Die Grameen Bank ist ein Mikrofinanz-Institut in Bangladesh und vergibt so genannte Mikrokredite. Für die Entwicklung des Mikrokredit-Wesens wurden die Bank und Yunus mit dem Friedensnobelpreis geehrt, Mikrokredite werden oft als Waffe gegen Armut bezeichnet. Doch Yunus geriet mit der Premierministerin Bangladeshs, Sheikh Hasina, in Streitigkeiten, und trotz einer öffentlichen Fürsprache von 13 berühmten Persönlichkeiten muss Yunus die Bank verlassen.

Muhammad Yunus als Wirtschaftswissenschaftler

Muhammad Yunus kam 1940 in Chittagong auf die Welt. Im Alter von 26 Jahren nahm er ein Studium der Volkswirtschaftslehre an der Vanderbilt Universität in Nashville (Tennessee/USA) auf, welches er drei Jahre später erfolgreich abschließen sollte. 1972 kehrte er nach Bangladesh zurück, wo er an der Universität von Chitagong eine professur-Stelle besetzte. Aus einem Entwicklungsprojekt entwickelte er maßgeblich das Prinzip der Mikrokredite, und damit gründete er auch die Grameen Bank. Seit 1996 berät er die Regierung in Bangladesh, doch in letzter Zeit gab es Differenzen mit der Regierung.

Das Prinzip Mikrokredit

Das Prinzip der Mikrokredite ist so neu nicht, schon im 19. Jahrhundert gab es in Europa Kooperativen, die kleine Kredite im Rahmen des Solidaritätsprinzips vergaben. Doch Yunus passte das Konzept der Mikrokredite auf die Gegebenheiten in Entwicklungsländern an. Mikrokredite werden an Kleinhändler vergeben, die ansonsten bei keiner regulären Bank einen Kredit bekämen. Die Refinanzierung soll durch gegenseitige Bürgschaften der Kreditnehmer und durch lange Laufzeiten sicher gestellt werden, zudem sind die Zinsen deutlich niedriger als bei so genannten Kredithaien. In Bangladesh sind 97 % der Kreditnehmer Frauen, insgesamt hat die Bank nach eigenen Aussagen über sieben Millionen Kreditnehmer mit einem Gesamtvolumen von 6,5 Milliarden Dollar. Die Rückzahlungsquote liegt in Bangladesh bei ca 98 %.

Mikrokredite doch kein Allheilmittel gegen Armut

Inzwischen wird das Prinzip der Mikrokredite in über 60 Entwicklungsländern angewandt. Doch ein Allheilmittel, wie z.B. das Nobel-Komitee es sah, sind Mikrokredite nicht. Viele Kritiker sind der Meinung, dass die Armut im Grunde kapitalisiert wird, andere sehen eine neue Spekulationsblase aufkommen. In Indien haben vergangenes Jahr über 50 Kreditnehmer Suizid begangen, da sie ihre Kreditraten nicht zurück zahlen konnten. Yunus selber warnte vor der Praxis einiger Mikrofinanz-Instituten, die ihren Gläubigern eine Rückzahlung aufdrängen obschon diese nicht dazu in der Lage sind. Das Zinsniveau liegt im weltweiten Durchschnitt bei 37 % (einige Institute, wie in Indien, fordern gar 100 %). Hier werden die Ärmsten der Armen in eine Schuldenfalle gelockt, zumal gerade 20 % (in Bangladesh) durch die Kredite den Sprung in die Selbstständigkeit schaffen.

Friedensnobelpreisträger Yunus muss gehen

Der Staat Bangladesh hält einen Anteil von 25 % an der Grameen bank, dementsprechend groß ist sein Einfluß. In der offiziellen Verlautbarung wurde Yunus, inzwischen 70 Jahre alt, entlassen, da er längst in Ruhestand hätte treten müssen (Rente in Bangladesh ab 60). Doch vordergründig weiß man von einem Zwist zwischen der Regierung und Yunus. So verkündete im Dezember Premierministerin Sheikh Hasina, Yunus würde sich so benehmen, als ob ihm die Bank gehören würde. Ferner würde er die Ärmsten der Armen „aussaugen“. In der Folge entsandte die Regierung eine Untersuchungskommission, die in der Tat auf dubiose Praktiken der Bank in den 90´ern traf. Die Bank, die trotz schwarzer Zahlen immer noch auf Investitionshilfen der westlichen Staaten angewiesen ist, muss sich nun den internationalen Geldgebern erklären.

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