Die Lösegeldbeschaffung im Fall der entführten und ermordeten Heidenheimer Bankiersgattin Maria B. verlief anders als bislang bekannt. Wie die Tageszeitung „Die Welt“ (Samstagausgabe) berichtet, haben weder die Polizei noch der Ehemann des Opfers, ein Sparkassendirektor, die geforderten 300.000 Euro besorgt. Den Betrag stellte nach Recherchen der Zeitung die Ulmer Filiale der Deutschen Bundesbank bereit.
Angefordert hatte es die Verwaltung der Stadt Niederstotzingen (Landkreis Heidenheim) auf Veranlassung ihres Bürgermeisters. Der Ehemann hatte den Anruf des Entführers während eines Geschäftstermins im Rathaus von Niederstotzingen erhalten. Gemeinsam mit dem Bürgermeister informierte er daraufhin die Polizei und organisierte die Geldbeschaffung. Um keinen Verdacht zu wecken, wurde das Lösegeld bei der Bundesbank als Blitzkredit für eine kommunale Investition abgerufen. Wie die „Welt“ weiter berichtet, setzte der Entführer der 54-Jährigen in seinem einzigen Telefonat eine unrealistisch kurze Frist für die Geldübergabe von nur gut anderthalb Stunden. Demnach sollten die 300.000 Euro bereits um 13 Uhr hinterlegt werden. Weil dem Gatten der Entführten diese Vorgabe unmöglich erschien, bat er um einen Aufschub, woraufhin 14 Uhr als Übergabezeitpunkt festgelegt wurde. Dennoch gelang es nicht, das Geld rechtzeitig an der vereinbarten Stelle abzulegen, die Leiche von Maria B. wurde drei Wochen später in einem Waldstück entdeckt. Vom Täter fehlt bislang jede Spur. Nach Erkenntnissen der Zeitung hat die Polizei im Wohnhaus Spuren eines Kampfes sichergestellt. Allerdings sei Maria B. nicht in ihrem Haus getötet worden. Die Tatwaffe, ein Küchenmesser, stammt außerdem nicht aus dem Haushalt der Bankiersfamilie, schreibt die „Welt“.
Diese Meldung der dts Nachrichtenagentur aus Heidenheim wurde am 17.07.2010 um 04:00 Uhr mit den Stichworten DEU, Kriminalität übertragen.