Nach dem Rekordtief im Jahr 2008 haben sich auch im vergangenen Jahr nur vergleichsweise wenige Zuwanderer für eine Einbürgerung entschieden. Wie eine Umfrage der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitagsausgabe) bei mehreren Bundesländern sowie Antworten auf Parlaments-Anfragen der Linken zeigen, bleibt der Andrang auf deutsche Pässe sehr bescheiden. Nach Angaben aus 13 der 16 Bundesländern gab es 2009 – trotz mehrerer Einbürgerungskampagnen der Politik – nur gut zwei Prozent mehr Einbürgerungen ? nach einem kräftigen Minus von 16 Prozent im Jahr davor.
Und selbst diese Zahl ist kein echtes Plus, sondern eher Ausdruck des Stillstands: Mehrere Länder berichteten, sie hätten 2009 besonders viele Anträge aus dem Jahr 2008 abgearbeitet, ein Sondereffekt also, der die Zahl erhöhte. Die größten Zuwächse verzeichneten Hamburg (plus 32 Prozent) und Bayern (plus 21), den stärksten Rückgang Thüringen (minus elf Prozent) und Berlin (minus acht). Insgesamt registrierten die 13 Länder – darunter alle westdeutschen Länder außer Schleswig-Holstein – fast 89.700 Neubürger. Die deutschlandweite Zahl, die offiziell Ende Juni präsentiert werden soll, dürfte damit erneut unter 100.000 bleiben. Das wäre der zweitniedrigste Wert seit elf Jahren. Die Zahl der Einbürgerungen war im Jahr 2008 auf 94.500 und damit den niedrigsten Stand seit mehr als zehn Jahren gesunken. Daraufhin starteten einige Bundesländer im vergangenen Jahr Werbekampagnen für den deutschen Pass. Auch die Bundesregierung machte mit, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) lud 16 Zuwanderer ins Kanzleramt, feierte vor Dutzenden Kameras die neuen Staatsbürger und rief die übrigen Migranten auf, deren Beispiel zu folgen. Die Initiatorin der Parlamentsanfragen, die Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen (Linke), machte für die Entwicklung zu hohe Anforderungen für den deutschen Pass verantwortlich wie etwa Deutschtests und den geforderten Einkommensnachweis.
Diese Meldung der dts Nachrichtenagentur aus Stuttgart wurde am 17.06.2010 um 23:54 Uhr mit den Stichworten DEU, Gesellschaft, Daten übertragen.