SPD und Grüne haben heute Joachim Gauck als Kandidaten für das Bundespräsidialamt nominiert. Der 70-jährige Pfarrer hatte im September 1989 die DDR-Bürgerrechtsbewegung Neues Forum mitbegründet. Vom Oktober 1990 leitete Gauck die Bundesbehörde für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, die wegen ihres langen Namens oft verkürzt „Gauck-Behörde“ genannt wurde.
Im Oktober 2000 übernahm Marianne Birthler die Funktion, fortan sprach man von der „Birthler-Behörde“. Sozialdemokraten und Grüne haben den Bürgerrechtler heute offiziell als Kandidaten für das Bundespräsidialamt vorgestellt. Er bringe eine „Friedensbotschaft“ in die Wahl, sagte Gauck dabei. Allerdings rechne er sich selbst keine großen Chancen auf einen Wahlsieg aus. „Ich bin Realist, ich kann auch zählen“, sagte der 70-Jährige mit Blick auf die Sitzverteilung in der Bundesversammlung. Der SPD-Parteivorsitzende Sigmar Gabriel zeigte sich unterdessen überzeugter. „Gauck bringt ein Leben mit in seine Kandidatur“, so Gabriel. Der Präsidentschaftskandidat von Union und FDP, Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU), hingegen bringe „eine politische Laufbahn mit“. Zudem könne Gauck über die Parteigrenzen hinweg überzeugen, erklärte der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir. Der 70-Jährige unterhält auch Verbindungen in das Lager von Liberalen und Christdemokraten. Ob sich Gauck gegen seinen Gegenkandidaten Wulff durchsetzen kann, wird sich am 30. Juni zeigen, wenn über den Nachfolger des zurückgetretenen Bundespräsidenten Horst Köhler (CDU) abgestimmt wird.
Diese Meldung der dts Nachrichtenagentur aus Berlin wurde am 04.06.2010 um 13:16 Uhr mit den Stichworten DEU, Parteien übertragen.