Die Tochter des kubanischen Staatspräsidenten Raúl Castro, Mariela, hat sich für schrittweise Reformen in ihrem Land ausgesprochen. „Wir brauchen Veränderungen“, sagte Mariela Castro in einem Interview mit dem „Spiegel“, „wir müssen eine attraktivere Politik für die Jugend machen, damit die auch wirtschaftlich einen Sinn darin sieht zu bleiben. Wir brauchen Wachstum und bessere Lebensqualität für alle.“
Die Tochter des Staatschefs und Nichte von Fidel Castro ist Direktorin des Nationalen Zentrums für Sexualerziehung und Vorkämpferin für eine moderne Sexualpolitik und mehr Rechte für Homosexuelle. „Sexuelle Identität und Orientierung ist für mich ein Menschenrecht“, sagte Castro. Sie appellierte an Widersacher in der Kommunistischen Partei Kubas: „Die Gegner müssen erkennen, dass unsere Politik auch vielen Parteimitgliedern nützt, damit sie trotzdem politische Karriere machen können.“ In anderen Fragen beharrte die Castro-Tochter allerdings auf den bekannt dogmatischen Thesen des verkrusteten Systems. Regimekritiker sind für sie nur „von Washington bezahlte Söldner“. „Für Meinungsfreiheit wird in Kuba niemand bestraft“, behauptet Mariela Castro, „wenn freie und unbequeme Gedanken bei uns unter Strafe stünden, wäre ich eine gute Kandidatin für das Gefängnis.“ Die „Madonna der Schwulen und Lesben“, wie sie von ihren Anhängern genannt wird, kommt Anfang August zum ersten Mal nach Deutschland, trifft dort unter anderen den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD), und nimmt am Christopher Street Day in Hamburg teil.
Diese Meldung der dts Nachrichtenagentur aus Havanna wurde am 17.07.2010 um 12:09 Uhr mit den Stichworten Kuba, Gesellschaft, Weltpolitik übertragen.