Einen Tag nach seinem Amtsantritt als neuer Bundesinnenminister hat Hans-Peter Friedrich (CSU) mit seiner Islam-Äußerung für Wirbel gesorgt. „Die Leitkultur in Deutschland ist die christlich-jüdisch-abendländische Kultur, nicht die islamische“, sagte Friedrich. Damit widersprach der Innenminister Bundespräsident Christian Wulff (CDU), demzufolge der Islam „inzwischen auch zu Deutschland“ gehöre.
Laut Friedrich lasse sich diese Feststellung allerdings „aus der Historie nirgends belegen.“ Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Hans-Peter Uhl (CSU) stellte sich unterdessen hinter Friedrich. „Unsere Position ist klar die von Friedrich. Wir haben in Deutschland eine Leitkultur, die nicht vom Islam geprägt ist“, sagte der Unionspolitiker der Tageszeitung „Die Welt“. Es sei zudem falsch, vom Islam als einem konstitutiven Teil der deutschen Kultur zu sprechen, so Uhl. Auch CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt sprang dem Innenminister zur Seite. „Der Bundesinnenminister hat völlig recht damit, dass der Islam nicht zu den Grundlagen unserer Kultur in Deutschland gehört“, erklärte Dobrindt. „Mir sind Politiker sympathisch, die sagen was sie denken. Der Islam ist Teil der Realität in Deutschland, aber nicht Teil der Identität“, stellte der Vorsitzende des Innenausschusses des Bundestages, Wolfgang Bosbach (CDU), fest. Kritik an der Äußerung Friedrichs kam hingegen vom Zentralrat der Muslime. Europa habe viele eindeutige historische Bezüge zum Islam, so der Zentralrat. Auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) beklagte die Ausgrenzung des Islam durch Friedrich. Der neue Innenminister sei noch keinen vollen Tag im Amt und beginne schon, „das Porzellan zu zerschlagen“, kritisierte ebenfalls Grünen Fraktionschefin Renate Künast.
Diese Meldung aus Berlin wurde am 04.03.2011 um 21:14 Uhr mit den Stichworten DEU, Parteien, Religion, Gesellschaft übertragen.