Gesamtmetall und Verdi attackieren Brüderle

Der Ökonom und Gewerkschafter Dierk Hirschel greift Wirtschaftsminister Rainer Brüderle und die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung scharf an. „Das XL steht für übergroßes politisches Wunschdenken“, sagte der Verdi-Wirtschaftsexperte zu sueddeutsche.de. Brüderle hatte das überraschend starke Bruttoinlandsprodukt von 2,2 Prozent zuvor als „einen Aufschwung XL“ bezeichnet.

Hirschel warnte vor einem „Strohfeuer“. Die deutsche Wirtschaft habe sehr von den asiatischen Konjunkturprogrammen profitiert – darum die schnelle Erholung. „Die Erholung ist aber sehr labil. Der Binnenmarkt ist nach wie vor krank. Wir stehen nur auf dem Exportbein. Für eine kräftige Binnenmarktentwicklung müssten jetzt die Konjunkturprogramme fortgeschrieben werden. Und wir bräuchten vor allem eine bessere Lohnentwicklung.“ Heftige Kritik übte Hirschel an der wirtschaftspolitischen Strategie der Merkel-Regierung. „Die Bundesregierung macht weiter wie vor der Krise“, sagte der Ökonom. Dabei führe die aggressive Exportstrategie dazu, „dass die europäischen Nachbarstaaten an die Wand konkurriert werden.“ Vor zu großer Euphorie warnte auch der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, im Gespräch mit sueddeutsche.de. „Auch unsere Industrie erholt sich schneller als erwartet. Wir sind aber in weiten Sparten und Bereichen noch lange nicht wieder da, wo wir vor Ausbruch der Krise waren und das zeigen die Kennzahlen auch: Unsere Aufträge müssen um 12 Prozent, die Produktion um 15 Prozent wachsen, bis wir den Einbruch wettgemacht haben.“ In der Breite der Metall- und Elektro-Industrie werde erst 2011 und 2012 wieder das Niveau vor der Krise erreicht. Kannegiesser weiter: „Danach erst kann man wieder von eigentlichem Wachstum sprechen.? Selbst das gehe aber von der Annahme aus, dass die Erholung so weitergeht. „Das aber ist fraglich: Das Aufholtempo wird sich sicher verlangsamen, denn viele Firmen haben zunächst einmal ihre Lagerbestände wieder auffüllen müssen. Das ist aber inzwischen erfolgt, von der Seite aus wird es keine großen Bestellschübe mehr geben. Wir können auch kaum davon ausgehen, dass die Märkte in Asien weiterhin so schnell wachsen. Dann laufen die meisten staatlichen Konjunkturprogramme aus, gleichzeitig müssen die riesigen Schuldenberge bewältigt werden. Die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen sind schwieriger geworden. Wir wissen nicht, wie sich das auswirken wird und genau das verstärkt die Risiken natürlich“.

Diese Meldung der dts Nachrichtenagentur aus München wurde am 13.08.2010 um 18:11 Uhr mit den Stichworten DEU, Arbeitsmarkt, Industrie übertragen.

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