Der Chef der Unions-Mittelstandsvereinigung Josef Schlarmann hat heftige Kritik am Führungsstil von CDU-Chefin Angela Merkel geäußert und ihr vorgeworfen, die Partei inhaltlich ausbluten zu lassen. „Unter Merkel wurde der Einfluss der Partei marginalisiert. Die Folgen sind nicht zu übersehen: Unsere Mitglieder sind unglücklich, viele völlig frustriert“, sagte Schlarmann im Interview mit dem „Spiegel“.
Von einer echten Debattenkultur könne in der CDU keine Rede mehr sein, sagte er. „Im System Merkel werden Entscheidungen zentral getroffen, von oben nach unten. Das ist in einer Parteiendemokratie bedenklich.“ Selbst Beiträge von Mitgliedern des CDU-Vorstandes würden von der Führung ignoriert. „Wir müssen uns daran gewöhnen, dass Frau Merkel einen zentralistischen Führungsstil pflegt“, sagte Schlarmann, der selbst Mitglied des CDU-Vorstandes ist. Er sagte, es gebe Gründe, wegen der Krise der CDU den Parteivorsitz vom Posten des Kanzlers zu trennen. Weil aber unter Merkel die gesamte zweite Führungsmannschaft der CDU verschwunden sei, gebe es „leider“ keine Alternative zu Merkel als CDU-Chefin. Schlarmann warf Merkel vor, wichtige Führungspersönlichkeiten der CDU wie Roland Koch absichtlich an den Rand gedrängt zu haben. „Man sollte den Mut haben, Alternativen zu sich selbst zuzulassen. Frau Merkel hat diesen Mut meines Erachtens leider nicht.“
Diese Meldung der dts Nachrichtenagentur aus Berlin wurde am 10.07.2010 um 09:18 Uhr mit den Stichworten DEU, Parteien übertragen.