Die tödliche Massenpanik bei der „Love Parade“ in Duisburg hätte nach Auffassung des Biologieprofessors und Schwarmforschers Jens Krause verhindert werden können. Mit den geeigneten Führungspersonen seien auch „so viele Menschen gut zu kontrollieren“, sagte Krause im Interview mit der Frankfurter Rundschau (Montagausgabe). „Wenn der Veranstalter weiß, wo sie sich entlang bewegen und wo es möglicherweise eng wird, ist das sogar sehr gut zu regulieren. Aber die Organisatoren müssen auf den Ansturm vorbereitet sein. Niemand kann hoffen, noch reagieren zu können, wenn die Massenpanik ausbricht.“
Als beinahe unmöglich bezeichnete Krause es in der FR, in einer solchen Situation anderen helfen zu wollen. „In einer so dichten Menschenmenge können sie nicht mehr gezielt handeln, sie sind in einer Druckwelle gefangen“, sage Krause. „Sie wollen raus und verschlimmern es meistens noch, indem sie anfangen zu drücken und zu schieben. Dadurch wirken enorme Kräfte. Es treten Turbulenzen wie im Wasser auf, die Leute werden wie Wellen hin- und hergeschoben. Keiner will das, aber niemand kann das stoppen.“ Fünf bis zehn Prozent der Menschen bei einer solchen Ansammlung müssten Ordner sein, glaubt der Schwarmforscher. Damit lasse sich die Menge kontrollieren. „Dafür müssen diese Ordner nicht gestikulieren oder über das Megafon sprechen, sie müssen nicht einmal eine Uniform tragen. Sie müssen sich einfach nur deutlich und zielgerichtet bewegen, alle anderen kopieren sie dann. Wir nennen das Schwarmintelligenz.“
Diese Meldung der dts Nachrichtenagentur aus Duisburg wurde am 26.07.2010 um 01:00 Uhr mit den Stichworten DEU, Unglücke, Wissenschaft übertragen.