Der Vizeaufsichtsratschef der Deutschen Bahn, Alexander Kirchner, hat die Pläne der Bundesregierung scharf kritisiert, wonach die Deutsche Bahn ab 2011 eine pauschale Dividende an den Staat zahlen soll. „Einem dementsprechenden Vorstoß könnte ich im Aufsichtsrat nicht zustimmen“, sagte Kirchner der Tageszeitung „Die Welt“ (Mittwochausgabe). „Klar ist, dass die Eigentümer einer AG grundsätzlich das Recht auf eine Rendite auf ihr eingesetztes Kapital haben. Aber wie im Fall der Bahn eine Dividende abzuschöpfen, um damit Steuerlöcher zu stopfen, das kann ich nicht mittragen“, sagte Kirchner, der auch Vorsitzender der Verkehrsgewerkschaft Transnet ist.
Die Bundesregierung hatte im Zuge ihres Sparprogramms beschlossen, dass die Deutsche Bahn erstmals in ihrer Geschichte eine Dividende an den Eigentümer zahlen soll. Erwartet wird ab kommendem Jahr bis 2014 jährlich eine halbe Milliarden Euro. Kirchner kritisierte diese pauschale Festlegung: „Wie viel die Bahn in dieser Zeit tatsächlich verdienen wird, interessiert offenbar niemanden in der Koalition.“ Im Vorstand der Bahn gibt man sich moderater: Wenn eine Dividende der Wunsch des Eigentümers Bund sei, werde man diesem selbstverständlich nachkommen“, sagte ein Konzernsprecher. Ein hochrangiger Bahn-Manager erklärte gegenüber der „Welt“, warum man sich im Vorstand derzeit gelassen gibt: „Ob das wirklich 500 Millionen pro Jahr sein werden, muss man erst noch sehen. Das ist vermutlich erst mal eine Planzahl.“
Diese Meldung der dts Nachrichtenagentur aus Berlin wurde am 08.06.2010 um 16:02 Uhr mit den Stichworten DEU, Unternehmen, Zugverkehr übertragen.