Im Streit um längere Laufzeiten für deutsche Kernkraftwerke geht die Atombranche in die Offensive: Der Präsident des Deutschen Atomforums, Ralf Güldner, fordert von der Bundesregierung eine unbefristete Öffnung der Laufzeiten. „Lasst die Anlagen solange laufen, wie sie sicher sind und ihren Beitrag liefern“, sagte Güldner der Süddeutschen Zeitung (Donnerstagsausgabe). Die Koalition hatte zuletzt erbittert darüber gestritten, ob die Verlängerung eher vier, acht oder etwa 15 Jahre umfassen sollte.
Bislang ist die Laufzeit der AKW rein rechnerisch auf 32 Jahre begrenzt. Güldners Forderung liefe dagegen auf Gesamtlaufzeiten von rund 60 Jahren hinaus, wie sie etwa in den Niederlanden oder den USA zulässig sind. „Ich frage mich, was sich dieses Land noch alles leisten will“, sagte Güldner weiter. Das Abschalten wirtschaftlicher Kraftwerke gefährde die Versorgungssicherheit. Der Atombranche rennt nach monatelangen Auseinandersetzungen innerhalb der schwarz-gelben Koalition die Zeit davon. Schon jetzt stehen vier der 17 deutschen Kernkraftwerke kurz vor der Abschaltung. Bliebe es beim rot-grünen Atomausstiegsbeschluss von 2001, wären sie theoretisch spätestens im kommenden Jahr fällig. Noch im Herbst müsse der Beschluss über verlängerte Laufzeiten fallen, fordert Atomforums-Präsident Güldner. „Das ist für einige Anlagen die letzte Chance.“ Das Atomforum ist die wichtigste Lobby-Organisation der Branche, es wird maßgeblich getragen von den vier Betreiberkonzernen Eon, RWE, Vattenfall Europe und EnBW.
Diese Meldung der dts Nachrichtenagentur aus Berlin wurde am 29.07.2010 um 01:00 Uhr mit den Stichworten DEU, Energie übertragen.