Ölkatastrophe im Golf von Mexiko: Top Kill gescheitert, Ölaustritt bis August befürchtet

Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko nimmt immer dramatischere Züge an, das so genannte Top Kill Verfahren ist nun gescheitert. Behörden und Experten befürchten, dass das Öl erst durch Entlastungsbohrungen gestoppt werden könnte, dies kann allerdings bis August dauern. Täglich laufen seit der „Explosion der ÖlplattformDeepwater Horizon “ vom 21. April des britischen Unternehmens BP mehrere Millionen Liter Öl ins Meer, damit ist nun die Katastrophe des Exxon Valdez von 1989 eingeholt; damals liefen 40 Millionen Tonnen Rohöl in fast unberührte Areale in Alaska aus und hinterliessen eine dramatische Umweltzerstörung. Angst geht um in den USA, die Hurrikan Saison steht ab dem 1. Juni an und droht das Öl tiefer ins Land zu tragen. Aktuell ist ein Küstenabschnitt entlang der Südstaaten der USA von 240 Kilometer verseucht, tausende Helfer versuchen das Schlimmste zu abzuwenden.

Obama in der Kritik

US-Präsident Obama spricht davon, dass die Katastrophe „wütend macht und zugleich herzzerreissend ist“. Er sicherte alle vorhandenen Mittel zu, um die Folgen der Katastrophe einzudämmen. Schon zuvor hatte Obama einen sechsmonatigen Stopp neuer Bohrungen im Golf von Mexiko und vor der Küste Alaskas verhängt, zudem wird er BP haftbar machen für die Folgen. Dennoch breitet sich Unmut aus über das Krisenmanagment von Obama, zwar übernimmt er die Verantwortung (anders als sein Vorgänger Bush), aber die Bevölkerung will endlich Resultate sehen.

BP in der Kritik

BP hat bislang knapp eine Milliarde Dollar in Folge der Katastrophe aufgebracht, und es wird nicht bei dieser eine Milliarde bleiben. Der Kurswert von BP hat schon knapp ein Viertel eingebüßt, das Scheitern des aktuellen Top Kill Verfahrens wird am morgigen Börsentag weitere Kursverluste bescheren. Zusehend gerät BP in Kritik. Im letzten Jahr hat das Unternehmen einen Reingewinn von 14 Milliarden Dollar erwirtschaftet, dennoch wurde Personal abgebaut, auf Kosten der Sicherheit. Zudem hatte die Ölplattform „Deepwater Horizon“ die Anweisung, möglichst wirtschaftlich zu bohren, wiederum auf Kosten der Sicherheit. Als die Katastrophe eintrat, versuchte BP mittels Einsatz eines zersetzenden Bindemittels den Ölteppich aufzulösen. Im Nachhinein kam raus, dass BP eine für die Umwelt schädlichere Chemikalie (Corexit) einsetzte, als eigentlich notwendig, Alternativmittel standen zur Verfügung. Heikel, da BP im Aufsichtsrat des Herstellerunternehmens sitzt, welches die schädlichere Variante des Bindemittels produziert. Corexit bindet das Öl und lässt es in die Tiefen des Golfes sinken, was zwar oberflächlich nach einem Erfolg aussieht, in Wirklichkeit aber das Ökosystem in tieferen Gewässern nachhaltig beschädigt. Als weitere Gegenmaßnahme hat BP versucht, mittels einer Glocke über dem Bohrloch das Öl am austreten zu verhindern, doch es bildeten sich Ölkristalle, die das Abpumpen unmöglich machten. In dem so genannten Top Kill Verfahren wurde versucht, Schlamm und Zement in das Bohrloch zu pumpen, um dieses zu verschliessen, allerdings scheiterte auch nun dieser Versuch. Nun kündigt BP an, eine weitere Kuppelvorrichtung einzusetzen, um wenigstens einen Teil des Öls abzufangen, ob dies gelingt, bleibt fraglich. Wenn BP wirklich auch für Folgekosten haftbar gemacht werden sollte, droht einem der weltweit größten Unternehmen das finanzielle Bankrott, das weiss auch BP-Chef Tony Hayward.

Erst durch die Katastrophe ein Wandel der US-Energiepolitik?

Das grundlegende Problem ist nicht die Ölkatastrophe, sie ist vielmehr eine Folge (oder ein Unfall) der US-Energiepolitik. Bislang sind die Ambitionen der US-Administration eine Wende in der Energie- und Klimapolitik vorzunehmen, gelinde gesprochen eher zaghaft. Auch Obama hatte vor der Katastrophe eine Forcierung von Bohrungen im Golf und vor der Küste Alaskas während seiner Regierungszeit angedeutet. Die USA weisen einen Energieverbrauch auf, der ein Viertel der weltweiten Produktion ausmacht, bei einer Bevölkerung von knapp 5 % der Weltpopulation. So verbrauchen die USA auch ein Viertel der Ölderivate, weltweit. Zudem hat die amerikanische Energy Information Administration (Amt für Energiestatistik) einen höheren Bedarf für die Zukunft prognostiziert. Zwar will die US-Administration Solar-, Wind und Bioenergie unterstützen, setzt aber weiterhin auf fossile Brennstoffe (Erdöl, Erdgas und Kohle) und Atomenergie, vom Regen in die Traufe so zusagen. Ob die aktuelle Katastrophe als eine Art Katalysator dienen kann, d.h. ob endlich ein Umdenken in regenerative Energiequellen und Energieeffizienz stattfindet, bleibt abzuwarten. Für die Flora und Fauna im Golf von Mexiko käme sie zu spät.

3 Comments
  1. Reply
    Pseudolus 3. Juni 2010 at 18:32

    APOKALPSE NOW: Ölpest, Lena, Köhler, WM, Krisen…

    Dieser Artikel ist interessant – deshalb haben wir einen Trackback unserem Blog hinzugefügt….

  2. Reply
    nora 19. Juni 2010 at 00:28

    Gott der allmächtige sagt zu den Amerikanern:
    Ihr habt viele Menschen wegen das Öl in Irak Afganistan…umgebracht. Ihr bekommt jetzt so viel Öl dass Ihr sogar drin schwimmen könnt.

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