Der Kandidat von Union und FDP für das Amt des Bundespräsidenten, Christian Wulff, hat offenbar nicht nur im eigenen Lager Unterstützer. Laut einer Umfrage von TNS Emnid in Nordrhein-Westfalen für die „Rheinische Post“ sind viele Anhänger der Sozialdemokraten von der Eignung Wulffs überzeugt: 43 Prozent der SPD-Wähler favorisieren den Niedersachsen, 45 Prozent der sozialdemokratischen Wähler sind für den Kandidaten von SPD und Grünen, den ehemaligen Stasi-Beauftragten Joachim Gauck. Bei den CDU-Wählern würden 58 Prozent einen Wahlsieg Wulffs begrüßen, 22 Prozent würden sich über Gauck als Bundespräsident freuen.
Unabhängig von der Parteizugehörigkeit hält die Mehrheit der NRW-Bürger Wulff für den besser geeigneten Kandidaten. 40 Prozent der Befragten erklärten, der niedersächsische Ministerpräsident solle das höchste Amt im Staat ausführen. 32 Prozent sprachen sich dagegen für Gauck aus. Der Rest war unentschieden oder hatte keine Meinung.
Diese Meldung der dts Nachrichtenagentur aus Düsseldorf wurde am 21.06.2010 um 07:48 Uhr mit den Stichworten DEU, Parteien, Wahlen übertragen.
Die Wahl des Bundespräsidenten hat für die SPD eine enorme strategische Bedeutung.
Was treibt die Nordrhein Westfalen dazu, einen Niedersachsen für geeigneter zu halten als den ehemaligen Leiter der Behörde für Stasiunrecht? Hängt es damit zusammen, dass in beiden Bundesländern Gesetze geschaffen wurden, die ein extensives Aufstellen von Überwachungskameras ermöglichen? Hängt es damit zusammen, dass es gerade im Ruhrgebiet viele Unternehmen gibt, die sich auf Überwachungstechnologie spezialisiert haben? Liegt es daran, dass von Gauck Äußerungen zu erwarten sind, die sich gegen einen wie auch immer gearteten Totalitarismus richten werden? Moral, die gegen wirtschaftliche Interessen verstößt, kann auch bei der SPD kräftig aufstoßen.
Diese Fragen müssen sich die Nordrhein Westfalen gefallen lassen, wenn sie Wulff wirklich wählen.