Ökonomen erwarten Absenkung der Zinssätze für Euro-Rettungsschirm

Führende deutsche und internationale Ökonomen rechnen damit, dass der Zinssatz für Hilfen aus dem Euro-Rettungsschirm an Irland von derzeit knapp sechs Prozent auf vier Prozent sinken könnte. „Ich kann mir vorstellen, dass die EU den Zinssatz auf Dauer auf vier Prozent heruntersubventioniert“, sagte Jörg Krämer, der Chefvolkswirt der Commerzbank, der Tageszeitung „Die Welt“ (Dienstagausgabe). Das werde allerdings ein längerer Prozess sein.

Krämer erwartet nicht, dass sich die Euro-Staaten bereits auf dem Euro-Gipfel im März auf einen niedrigeren Hilfszins einigen. Krämer selbst befürwortet diese Senkungen nicht, hält sie allerdings für wahrscheinlich. Jens Larsen, Europäischer Chefvolkswirt von Royal Bank of Canada Capital Markets, befürwortet dagegen einen Zinssatz von vier Prozent. „Um die Nachhaltigkeit der irischen Staatsschulden zu sichern, sollte der Zins so nah wie möglich bei vier Prozent liegen“, sagte Larsen der Zeitung. „Die Idee, Schuldnerländer zu bestrafen, indem man die Zinsen relativ hoch ansetzt, ist sinnlos. Das Programm soll Irland dabei helfen, seine öffentlichen Finanzen unter Kontrolle zu bringen und zu stabilisieren, höhere Zinsen machen das nur schwerer.“ Carsten Brzeski, leitender Volkswirt bei der belgischen Bank ING erwartet ebenfalls, dass Brüssel den Preis für die Hilfen an Dublin senken wird. „Bei den Zinsen wird sich etwas bewegen; das wird Brüssel als Unterstützung für die neue irische Regierung verkaufen“, sagte er. Breszki hat ausgerechnet, wie viel Irland sparen würde, wenn der Zinssatz von knapp sechs Prozent auf vier Prozent sinkt: Aktuell beträgt die jährliche Zinslast ungefähr 1,35 Milliarden Euro; bei einem Zinssatz von vier Prozent müsste der irische Fiskus jährlich nur noch rund 0,9 Milliarden Euro nach Brüssel überweisen. Die Ersparnis würde den irischen Haushalt um circa 450 Mio. Euro entlasten; das entspräche 0,3 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes. Die irische Mitte-rechts-Partei Fine Gael hat nach ihrem Wahlsieg am Sonntag angekündigt, die Konditionen für das Rettungspaket der EU und der Euro-Staaten neu verhandeln zu wollen. Der Rettungsfonds EFSF hat Irland 22,5 Milliarden Euro geliehen, für die Dublin im Moment 5,9 Prozent Zinsen zahlt.

Diese Meldung aus Frankfurt/Main wurde am 28.02.2011 um 18:16 Uhr mit den Stichworten DEU, Finanzindustrie übertragen.

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