Der dänische Karikaturist Kurt Westergaard hat die Veröffentlichung seiner umstrittenen Mohammed-Karikaturen nie bereut. „Wie kann ich? Ich habe nur gemäß der satirischen Tradition der Dänen gearbeitet. Und die dänische Satire schont niemanden. Nicht die Königin, den Premier, den Bischof, Jesus. Und auch nicht Mohammed“, sagte er der Tageszeitung „Die Welt“ (Donnerstagsausgabe).
„Satire ist immer Provokation“ so Westergaard. Allerdings müsse die Provokation zum Nachdenken führen, zur Erhellung und Erkenntnis. Öffentliche Koranverbrennungen, wie derzeit von einer evangelikalen Gruppierung in den USA geplant, erfüllten diesen Zweck nicht. „Wir sind immer noch in einem Prozess der Verteidigung der demokratischen Werte gegenüber den Muslimen. Wäre es nicht meine Karikatur gewesen, dann hätte ein Buch oder ein Film diese Explosion bewirkt. Meine Zeichnung ist Katalysator gewesen in einem notwendigen, historischen Prozess“, sagte Westergaard. Die westliche Kultur, Kapitalismus, Demokratie und die großen bürgerlichen Freiheiten seien unbezwingbar: „Sie haben alle anderen Systeme besiegt.“ Er selbst habe inzwischen keine Angst mehr, sagte der 75-Jährige. „Meine Frau und ich haben den Tiefpunkt überwunden. In den abgeschotteten Häusern des Geheimdienstes, und das auch noch im dunklen, regnerischen Winter, waren wir schon etwas deprimiert gewesen. Aber das ist vorbei. Wie sagt Tucholsky so schön: Humor ist, wenn man trotzdem lacht.“ Westergaard erhält am Mittwochabend im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel den Medienpreis für Pressefreiheit der Potsdamer Journalistenvereinigung M100; die Laudatio hält Joachim Gauck. „Das bedeutet mir viel, das ist eine immense Geste für mich, die Meinungsfreiheit und für Ihr Land. Ich weiß das sehr zu schätzen“, sagte Westergaard. „Grundsätzlich haben unsere Länder doch alle die gleichen Probleme.“
Diese Meldung aus Kopenhagen wurde am 08.09.2010 um 12:59 Uhr mit den Stichworten Dänemark, Religion, Kunst, Gesellschaft übertragen.