Berlin Fashion Week: Mode, Macht, Moderne – Kilian Kerner, Kollektionen und Kontraste

Schlanke und Superschlanke. Zurechtgemacht für das Event – übrigens auch die Jungs. Hübsche Jungs. Fülle hingegen beim Einlass. Fülle erst Recht im Vorraum zum Showroom. Jeder will das Bändchen am Handgelenk, das aus Gästen der Modewoche VIP macht; solche eben, die hineindürfen. Gerade in die Einzelshows. Dorthin, wo die Größten zeigen dürfen, dass ihnen die Fans auch dann folgen, wenn sie aus der großen Modearena der Fashion Week ausbrechen und ihre individuellen Veranstaltungen – assoziiert – organisieren.

Alles über Kilian Kerner und seine Musen in GT

Die Location des Ellington Hotels ist heute insgesamt durchströmt von dem Duft, der Kunst und Erfolg macht und große Kunst und großen Erfolg labelt. Das fängt schon in der Lounge an. Duke mit Namen. Highheels und Ballerinas, Turnschuhe und Budapester. Schlanke Beine in noch schlanker machenden Kleidern. Das Hotel, die Location, die gesamte Bühne für eine der zentralen Shows der Berlin Fashion Week wird noch hipper durch die Hippen.

Im 1. Stock des Veranstaltungsbereichs präsentiert Kilian Kerner seine Spring/Summer 2016 Show. „Zartbitter – The chemistry between different Things“ – stimmt die Chemie? Als um 17.30 der Einlass beginnt, ist das Gedränge noch moderat. Um 18.30 sieht es schon anders aus. Modenarren sind locker. Pünktliches Erscheinen ist nicht en vogue. Spätes Kommen sichert die Aufmerksamkeit.

Als das Licht über dem Laufsteg ausgeht und die Spots auf die Künstler heißlaufen, ist der Saal dennoch voll. Platz ist für 300. Die sind wohl auch gekommen. Mit den Fotografen gefühlt noch mehr. Die VIP haben ihre erste Reihe, die Sponsoren und Top-Kunden der Marke haben die Top-Plätze besetzt. So muss es sein.

Den Künstlern sieht man die Aufregung nicht an. Aber man spürt sie. Es ist dieses Eis im Blick. So schaut, wer will, dass man denkt, dass Kunst das Normalste von der Welt ist. Niemand wird fixiert.

Der Gang – gern professionell, aber bitte kein Modestechschritt – führt die Models u-förmig hinein in die Meute der Zuschauer, einmal durch den linken Trakt, nach links, dann durch die Mitte, noch einmal nach links und hinaus aus dem Saal durch den rechten Zuschauerbereich.

Nach den irischen Inspirationen sind in der Frühjahrs-/Sommer-Kollektion 2016 zartbittere Töne tonangebend … das heißt nicht, dass die Abendmode weniger elegant, die Handschrift weniger charakteristisch ist. Auffällig: die Stoffe fließen wie kühlendes Naß über die Leiber, die eher flachen Kurven der Frauen finden ihre Betonung, ohne dass sie durch die Stoffe eigens herausgearbeitet scheinen. Die Kanten der Männer werden gerundet, ohne den Formaten ihre Wirkung zu nehmen.

Farben, die man als Kind gern in Formen integrierte, entweder mit Geodreieck und Zirkel oder aber mit Pinsel und Tusche oder aber aus der Natur abgeschaut freihändig auf Bütten verewigt … Kleidung, geadelt durch das Timbre des „Schon Gewesenen“, verjüngt durch die Künstlerinnen und Künstler, die selbst Oma-Kleidung schick machen würden.

Wieder um die 50 verschiedene Looks empfahl Kerner in dieser 15. Show seinen Fans zur Bewertung: Die Frontrow wiederum reserviert für Supermodels und Supereinkäufer – jene halt, die aus der AG des Spiritus rector das Geschäftsmodell herausarbeiten sollen, das es zu verfeinern und zu verbessern gilt.

Franziska Knuppe, Max Riemelt, Tom Payne, Jella Haase sind nur einige der Namen, die man wenigstens mal genannt haben will, damit andere sehen, dass selbst die internationale Welt des großen Modezirkus in der Arena des KK dem jungen Deutschen die Ehre gegeben haben.

Effizienzmaximierung ist das Zielt. 280.000 Euro Umsatz machte die Kilian-Kerner-AG 2012. Fünf Millionen sollen es 2013 gewesen sein. 2014 die gleiche Summe schon im ersten Halbjahr, 10 Mio. Euro im ganzen Jahr. Die Angaben schwanken ebenso wie die Zahlen der Kollektionen und die der Shows, die der Meister bisher in die Öffentlichkeit gebracht hat. Ebenso wie die Zahlen, die für dieses Jahr erwartet werden.

Die Künstler können für derlei Fehler nichts, die den Erfolg des Abends auch nicht schmälern. Beeindruckend ihre ganz offensichtliche und sehr tiefe Zuneigung zu Kilian Kerner. Als der, bereits knapp Mitte 30, immer noch aber so aussehend, als ob man ihm an der Bar noch keinen Alkohol ausschenken dürfte, nach der Show mit LOT-Frontmann Lothar Hansen im Kreis seiner Künstler seinen „Knicks“ vor den Gästen macht, gelten ihm Blicke voll Wärme und Liebe. „Ja, es stimmt. Mit Kilian zu arbeiten, ist absolut great“, so sagen nach der Show viele der Models.

Aber auch Kilian sagt: „Wir haben viele ja erst ganz kurzfristig engagiert. Da waren die noch völlig unsicher: passen die Kleider, sieht es gut aus, wie ist das Team? Es gab so viele Fragen. Und obwohl es ja nicht meine erste Kollektion ist, ist es immer wieder aufregend. Wochenlange Vorarbeiten. Nächte ohne Schlaf.“

Fast wie die Geburt eines Kindes? Ja. Und wie nach der Geburt eines Kindes so „bin ich heute froh, dass es vorüber ist“ … im RTL-Interview, in vielen weiteren Gesprächen nach dem Augenschmaus auf dem Catwalk, natürlich auch im Gespräch mit uns, den Newcomern in der GT-Redaktion, erzählt Kerner von seiner Arbeit. Auch von Kylie Minogue, dem australischen Superstar. Die war im jüngsten „Fashioner“, dem Newspaper von Kilian Kerner, auf dem Titelblatt in einem der Kleider des Meisters gezeigt worden. Und es stimmt wohl – sie verehrt den jungen Modegott, in England das nach Jil Sander am zweitmeisten verkaufte Label aus Deutschland, genau so wie er sie.

Das alles lässt hoffen: Auf einen bunten, sicherlich romantischen und warmen Modeherbst irgendwann. Und auf einen Kilian Kerner, der bis dahin noch ungezählte Shows und Kollektionen präsentiert. Auch wenn sich bis dahin wieder viele verzählen und wenige die genauen Zahlen seiner Aktionen und Modelle wissen werden. Was bleibt sind die Eindrücke: Großes Hotels, große Namen, Promis unter den Künstlern, Zuschauern, hübsche Girlies, hübsche Jungs. Fülle schon beim Einlass. Locations, die Lust machen …

… und der Duft der ganz großen Kunst zwischen Highheels und Ballerinas, Turnschuhen und Budapestern; zwischen schlanken Beinen, perfekten Bodies und Ponies, unter denen die Modewelt mehr ist als das Allerwichtigste, was es sonst so auf der Erde gibt.

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GT – Deutsches Online-Magazin für Politische Kultur
Norbert Gisder
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