Phreak auf ProSieben: Lichtblick im Trash-TV

Es gibt viel Mist im Fernsehen, und dann gibt es den Dienstag Abend auf ProSieben auf den man sich freuen kann, zumindest gilt dies für diejenigen, die Simpsons, Two and a Half Men, Switsch Reloaded als sehenswert empfinden. Momentan scheinen alle Sender, aber auch ProSieben, viele billig-produzierte TV-Formate (Solitary, League of Balls, Crazy Competition etc.) auf den Markt zu schmeißen und darauf zu hoffen, das wenigstens einige Sendungen dem Urteil der geschmacks-resistenten Zuschauer widersteht, so schlecht sind diese Sendungen. Doch eine Sendung ragt heraus, auch wenn Humor immer eine Geschmacksfrage bleiben wird. Die Rede ist von Phreak auf ProSieben (seit dem 13. Juli immer Dienstags, 23:15 Uhr). Der Phreak, in Wirklichkeit Olaf  Hayden, schlüpft in verschiedene Rollen und spielt Telefon-Streiche, manchmal werden die Opfer der Streiche währenddessen gefilmt. Hayden ist ein professioneller Telefon-Streichspieler, immerhin durfte er bei 20 Radiosendern schon mal üben (meist unter dem Pseudonym Jürgen Kerbel).

Phreaking meint eigentlich das illegale Manipulieren von Telefonleitungen, um kostenlos telefonieren zu können oder aber in Computer-Netzwerke sich einhacken zu können. Der Phreak in der Sendung knackt nicht das Telefonnetz, schlüpft aber in verschiedene Rollen und manipuliert eher die Menschen am anderen Ende der Telefonleitung. Dabei gelingt es den Machern von Phreak, den Spagat von einem eigentlichen Radio-Format ins Fernsehen transferieren zu können.

Nicht alle Streiche sind wirkliche Knaller, doch hier und da findet man richtige Perlen der Hochkultur. Da gibt es den Afrikaner John, der schon am Telefon klischeehaft nach Afrika klingt und ein stark afrikanisch eingefärbtes und gebrochenes Deutsch spricht. John ruft z.B. bei der NPD an und kündigt resolut seinen Beitrittswillen zur Nazi-Partei an, da die NPD die braunste Partei in Deutschland sei. Ein verdatterter Nationaldemokrat erkundigt sich erst nach der Staatsbürgerschaft, braucht eine Weile um die abweichende Hautfarbe zu kapieren und sagt klipp und klar „… Neger sind keine Deutsche, und die NPD nimmt nur Deutsche auf.“ Doch als der besagte Neger durchblicken lässt, dass er viel Geld und Gold habe, besinnt sich der aufrechte Nazi und behauptet gar, es gäbe ja schließlich auch „Schwarze Deutsche“. Dann wird ein wenig über Multi-Kulti hergezogen, wobei der Nationaldemokrat nicht versteht, dass der vermeintliche Neger die drei Deutschen in seinem Asyl-Heim meint und deswegen gegen Multi-Kulti ist. Wenn das in der heutigen Zeit nicht Hochkultur ist, was dann?

Eine weitere witzige Figur ist Lord M, der im britischen Akzent vorgibt, ein englischer Adliger zu sein. Doch schnell wird klar, dass Lord M vom Gesetz abweichende Möglichkeiten sucht, um den Lohn seiner Arbeit zu versilbern. So ruft er im Kopierladen an und fragt zweideutig nach Kopien von „Blüten“. In einem weiteren Sketsch ruft Lord M beim Fundbüro an, und fragt nach dem Finderlohn von den „gefundenen“ 40 Portemonnaies und sieben Autoradios nach. Der Lord besteht stets darauf, „don´t call the police“ und aless sei „fine,fine,fine“. Der Literaphobiker, eine weitere Figur die Buchstaben in Wörtern verdreht, verlangt Telefonservice-Mitarbeitern die höchste Geduld ab, schließlich erklärt der resolute Anrufer, er sei eben krank.

Interessant ist die Fähigkeit von Hayden, die Leute trotz der haarsträubenden Anrufgründen an der Strippe zu halten. Wie gesagt, ist nicht jedermanns Geschmack. Dennoch ist es schade, dass die Sendung Phreak wenig begeisternde Zuschauerquoten erreicht. Eine Woche nach Sendebeginn erreichte Phreak (laut Quotenmeter.de) gerade mal 540.000 Zuschauer (oder 7,8 % der Zielgruppe), zu wenig, als das ProSieben das dulden kann. Steht zu befürchten, dass Phreak demnächst abgesetzt wird, und eine kreative Redaktion erdenkt sich eine weitere Müll-Sendung.

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