Vor 110 Jahren: Sauerland entwickelt sich zur Wintersportregion

Es war ein illustrer Kreis, der sich am 23. Februar 1907 in Winterberg zusammenfand: Regierungsräte, Kaufleute, Lehrer, Apotheker, Oberförster und wohlhabende Unternehmer aus umliegenden Städten. Kaum einer von ihnen konnte richtig Skifahren, doch alle hatten ein großes Ziel vor Augen: Aus dem einsamen, armen Bergland eine Wintersportregion zu machen. Die Gründung des Skiklubs Sauerland (SKS) war vor 110 Jahren die Geburtsstunde des Wintersports im Westdeutschen Raum.

Zwei Dinge haben den Grundstein für die erfolgreiche Entwicklung des Wintersports im Sauerland gelegt: Der Bahnanschluss Winterbergs im Herbst 1906. Und die Gründung des SKS im damaligen Winterberger Gasthof Vollmer, heute Leiße.

Die Menschen auf den höchsten Bergen des Sauerlandes führten ein hartes Leben. Freizeit kannten sie nicht. „Schneeschuhe“, wie Skier damals genannt wurden, waren kaum bekannt. Allenfalls Förster oder Waldarbeiter nutzen so etwas, um sich im Winter im hohen Schnee das Fortkommen zu erleichtern. Denn während die heutigen Skifahrer sehnsüchtig auf Schnee und Kälte warten, waren frostige Zeiten in früheren Zeiten eher Fluch als Segen. Gerade in den hoch gelegenen Dörfern des Sauerlandes bereiteten sie der Bevölkerung große Probleme.

Um die Jahrhundertwende tauchten wohl erste Skiwanderer aus den Städten des Ruhrgebiets und des Rheinlands auf, jedoch nur sehr vereinzelt. Denn die Reise in die abgelegene Bergregion war beschwerlich. Geschichten von Skiläufern aus Norwegen erreichten in jener Zeit auch das Sauerland und brachten einen findigen Kaufmann auf eine zündende Idee.

Im Februar 1906 bestellte der Winterberger Kaufmann Georg Brinkmann fünf Paar Skier aus dem Schwarzwald. Um bei den ungelenken Versuchen nicht gesehen zu werden, probierte er sie des Nachts am Herrloh aus. Er erzählte seinen Kegelbrüdern von seinen Versuchen, steckte diese mit seiner Begeisterung an – und begann einen erfolgreichen Handel mit Skiern. Mit der Eröffnung des Winterberger Bahnhofs war das letzte Teilstück der Bahnstrecke Bestwig-Winterberg fertig gestellt – und die Anreise aus den umliegenden Städten in die neue Wintersport-Region kein Problem mehr.

Der Ruf verbreitete sich schnell und  zog wohlhabende Bürger aus den Städten herbei. Die Bewohner der armen Bergdörfer erkannten, dass sich hier neue Verdienstquellen auftaten.

Kluge, vorausschauende Köpfe nutzen die Gunst der Stunde und gründeten im den SKS, den Vorläufer des heutigen Westdeutschen Skiverbands (WSV) und infolge dessen nach und nach Ortsverbände im gesamten Sauerland. Zu den wichtigsten Aufgaben der Skiklubs gehörte die Beschaffung von Skiern, die Ausbildung von Skilehrern, die Organisation von Sonderzügen in die junge Wintersportregion und von den damals beliebten Skifesten. So waren es maßgeblich die Vereine, die für die Entwicklung des damals elitären Sports zum Breitensport verantwortlich waren.

110 Jahre Wintersport feiert die Region in diesem Winter. Eine Broschüre mit vielen spannenden Geschichten ist erhältlich im Projektbüro der Wintersport-Arena Sauerland. Die Entwicklung zeigt anschaulich auch das Westdeutsche Wintersportmuseum. Und in Tradition der Skifeste findet zudem alle zwei Jahre in Neuastenberg das Nostalgie-Skirennen statt.

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