Bericht: Finanzaufseher planen Milliardenlasten für große Versicherer

Als Lehre aus der Finanzkrise drohen nun auch Versicherern strengere Auflagen vonseiten der Aufseher. Denn in der internationalen Debatte um zusätzliche Kapitalvorschriften für systemrelevante Finanzinstitute geht es nicht länger nur um Banken: Nach Informationen der Tageszeitung „Die Welt“ (Donnerstagausgabe) geriet bei den Beratungen am Rande des Weltbanktreffens in Washington am Wochenende zunehmend auch die Assekuranz in den Fokus. Auch große Versicherer sollen demnach künftig zusätzliches Eigenkapital vorhalten.

In Deutschland dürfte von einer solchen Regelung mit Sicherheit die Allianz als einer der weltgrößten Versicherer betroffen sein. Auch der Rückversicherer Munich Re mit der Erstversicherungstochter Ergo könnte auf einer entsprechenden Liste auftauchen, hieß es in Aufsichtskreisen. Dasselbe gilt für den Hannoveraner Talanx-Konzern, zu dem die Marke HDI Gerling und die Mehrheit der Hannover Rück gehören. Seit einigen Wochen arbeitet ein Unterausschuss des Finanzstabilitätsrats (FSB), in dem Notenbanken und Finanzaufseher vertreten sind, an neuen Regeln für große Finanzkonzerne. Die Initiative, Versicherungskonzerne mit einzubeziehen, geht offenbar vor allem von den USA aus. „Den Amerikanern sitzt der AIG-Schock noch in den Knochen“, hieß es aus dem Umfeld der Beratungen. „Für Deutschland sind die Auswirkungen für die Versicherer viel relevanter als die Folgen für Banken“, hieß es in Aufsichtskreisen. Denn während unter den größten Banken der Welt nur wenige deutsche Häuser vertreten seien, sei Deutschland unter den bedeutendsten Versicherern besser vertreten. Bisher wiegen sich die Versicherer in dieser Regulierungsdebatte weitgehend in Sicherheit. Das sei ein Bankenthema, hieß es bei Lobbyisten der Assekuranz. Tatsächlich kam jedoch bei einer Besprechung von Bundesbankpräsident Axel Weber und dem obersten deutschen Finanzaufseher Jochen Sanio mit Bankenvertretern in Washington bereits die Sprache auf eine Beteiligung der Versicherungsunternehmen. „Die Versicherer wissen noch gar nichts von ihrem Glück“, sagten mit den Beratungen vertraute Personen der „Welt“. Für Banken ist in den Plänen des FSB ein Aufschlag auf die mit dem neuen Standard Basel III bereits verschärften Kapitalquoten geplant, um den Sicherheitspuffer zu vergrößern. Wie ein entsprechender Kapitalaufschlag bei den Versicherern ausgestaltet werden soll, ist offenbar noch völlig unklar. Basel III gilt ausschließlich für Banken, kann daher nicht als Grundlage dienen. Die Beratungen über die Versicherer stünden noch am Anfang, hieß es in Finanzkreisen. Es seien noch viele Fragen zu klären, sodass auch beim G20-Gipfel im November noch keine abschließenden Beschlüsse zu erwarten seien. Überträgt man die Stoßrichtung der Bankenpläne allerdings auf die Assekuranz, könnten auf große Versicherer neue Kapitalanforderungen in Milliardenhöhe zukommen. Die Finanzaufsicht BaFin wollte sich zur Betroffenheit der Versicherer von den FSB-Plänen ebenso wenig äußern wie Sprecher von Allianz und Munich Re.

Diese Meldung aus Washington wurde am 13.10.2010 um 16:36 Uhr mit den Stichworten DEU, Finanzindustrie übertragen.

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