Projekt Kanal Istanbul soll Bosporus entlasten- Jahrhundertprojekt in der Türkei

Die Meerenge zwischen Europa und Asien, der 30 Kilometer lange Bosporus, ist einer der Hotspots der Schifffahrt weltweit, um das internationale Gewässer des Bosporus zu entlasten, plant der türkische Premierminister Erdogan ein Jahrhundertprojekt, den Kanal Istanbul. Der Kanal soll das Schwarzmeer mit dem Marmarameer, und demnach mit der Ägäis/ dem Mittelmeer verbinden. Angepeilt ist eine Realisierung bis zum Jahre 2023, über die Kosten hüllt sich Erdogan in Schweigen. Ob das spektakuläre Projekt wirklich angestoßen wird, oder die Ankündigung lediglich eine Wahlkampffinte von Erdogan (dem ehemaligen Oberbürgermeister Istanbuls) darstellt, wird die Zukunft zeigen.

Seit eh her weckt der Bosporus Begehrlichkeiten, dieser trennt nicht nur die asiatischen Landmassen von den Europäischen, sondern verbindet das Schwarzmeer mit dem Mittelmeer (was nicht immer so war in der geologischen Geschichte). Das besondere des Bosporus, es herrschen zwei Strömungen vor, eine Oberflächliche (vom Schwarzen Meer ins Marmarameer) und eine Tiefere (ab 40 Meter, genau andersherum). Die Meeresenge stand bis 1936 unter internationaler Kontrolle, dies war die Folge des verlorenen Ersten Weltkrieges (Vertrag von Lausanne 1923), seit dem Vertrag von Montreux (1936) gilt wieder eine türkische Hoheit. Doch laut Vertrag dürfen alle Handelsschiffe, und in Friedenszeiten Kriegsschiffe (mit vorheriger Ankündigung), die Meeresenge passieren.

Doch direkt am Bosporus, auf beiden Seiten, liegt die Millionenmetropole Istanbul, mit geschätzten 14 Millionen Einwohnern. In einem der meistbefahrenen Wasserwege der Welt  bedrohen immer wieder gefährliche Frachten der Schiffe angrenzende Anwohner. So geschehen beispielsweise 1994, der Öltanker Nassia kollidierte mit einem anderen Schiff, 20.000 Tonnen Rohöl liefen direkt aus. Seit 1994 gab es 82 Zwischenfälle, trotz modernster Technik. Jährlich passieren 5500 Schwerfrachter die Meeresenge.

Der Kanal Istanbul soll auf der europäischen Seite gezogen werden. Gleichzeitig sollen mehrere Bauprojekte an beiden Ufern des Kanals das Stadtbild Istanbuls maßgeblich verändern. Insgesamt soll der Kanal 45 Kilometer lang werden und eine Breite von 150 Metern aufweisen (Bosporus 2,5 Kilometer an der breitesten Stelle, 700 Meter an der schmalsten Stelle).Mit einer Tiefe von 25 Metern könnten auch große Schiffe den Kanal passieren. 160 Frachter sollen pro Tag damit die Meeresenge passieren können. Auf der einen Seite wird also der Bosporus entlastet (gerade von Schiffen mit gefährlicher Fracht), doch andererseits laufen jetzt schon Umweltschützer Sturm gegen das Projekt, obschon eine genaue Lokalisation des Kanals bislang nicht gegeben ist. Ob Erdogan seiner Ankündigung Taten folgen lassen wird, ist sicherlich auch eine Frage der Finanzierung.

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