Bereitschaft zum Kassenwechsel überwiegend durch Service bedingt

Das Kölner Marktforschungsunternehmen MSR Consulting hat den Grund für den Wechsel der Krankenkasse genauer untersucht, in ihren Ergebnissen stoßen die Marktforscher auf den Servicegedanken als Grund für einen Krankenkassenwechsel. Damit widerlegen die Kölner die Annahme, dass der Hauptgrund für den Kassenwechsel der Zusatzbeitrag sei, daher stellen die Marktforscher zu Recht die Frage, wieviel Homo Oeconomicus in Kassenpatienten steckt.

Der Zusatzbeitrag, genauer kassenindividueller Zusatzbeitrag, wurde vom Gesetzesgeber 2007 beschlossen und soll gesetzliche Krankenkassen befähigen, finanzielle Engpässe durch Zusatzeinnahmen zu überwinden. Rein theoretisch können gesetzliche Krankenkassen bis zu einem Prozent des Bruttolohnes verlangen, oder bedingt durch die Beitragsbemessungsgrenze höchstens 37,50 Euro pro Monat. Krankenversicherte haben bei der erstmaligen Erhebung des Zusatzbeitrages ein Sonderkündigungsrecht, dieses wurde 2010 auch rege in Anspruch genommen. So wechselten alleine bei der DAK (Deutsche Angestellten Krankenkasse) über 460.000 Versicherte. Die DAK hatte einen Zusatzbeitrag von acht Euro erhoben.

Nun macht allerdings MSR Consulting in ihrer Studie KUBUS GKV aus, dass alle Kassenmitglieder (mit und ohne Zusatzbeitrag) eine durchschnittliche Wechselabsicht hätten. Bei einem fehlenden positiven Erlebnis, z.B. wenn die Kasse eine Behandlung verweigert, steigt die Wechselabsicht deutlich mit 19 % über dem Marktdurchschnitt. Bei der zusätzlichen Erhebung von Zusatzbeiträgen steigt die Wechselabsicht auf 31 % über Marktdurchschnitt.

Insgesamt kann der Service die Wechselabsichten deutlich dämpfen, so das Ergebnis der Studie. Studienmitglied Michael Kullmann sagte hierzu: “ Mitgliederverluste nach Einführung des Zusatzbeitrags sind kein Schicksal, sondern vor allem Resultat der Servicestrategie der Krankenkasse.“ Doch nicht nur gesetzliche Krankenkassen erheben einen zusätzlichen Beitrag, auch die privaten Krankenkassen heben zum Teil deutlich ihre Beiträge.

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    Lubinski 10. Februar 2011 at 23:15

    Als langjähriger Beobachter und Insider einer von Wechslern stark betroffenen Krankenkasse kann ich die Aussagen des Consulting Unternehmens nicht nachvollziehen. Bei über 90 % der Rücksprachen warum ein Wechsel vollzogen werden soll, wurde der Zusatzbeitrag angeführt. Da konnte der Service noch so gut gewesen sein. Außerdem haben nur diejenigen, die eine Leitung empfangen haben überhaupt einen Bezug zum Service. Viele der Wechsler gehören eben auch dem Generation Schnäppchenjäger an. Sie werden unter anderem in allen Stellungnahmen des BMG (Rösler) aufgefordert in eine Kasse ohne Zusatzbeitrag zu wechseln. Was wird übrigens mit den nun nicht mehr gebrauchten Mitarbeitern der Kasse, die 460000 Mitglieder verloren hat und für den mangelhaften Risikostrukturausgleich nichts können.

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