Japan: Atomkraftwerk Fukushima aktuell

Die aktuelle Entwicklung am Atomkraftwerk Fukushima I ist immer noch besorgniserregend, nun hat die Japanische Regierung den Atom-Alarm auf Stufe fünf der siebenstufigen internationalen Warnstufe heraufgesetzt. Während die anwesenden Ingenieure alles erdenkliche unternehmen um die havarierten Reaktorblöcke zu kühlen, wird gleichzeitig eine Stromzufuhr per Kabel verlegt um die ausgefallenen Kühlsysteme wieder in Gang zu bringen. In den Reaktorblöcken 2 und 3 des AKW Fukushima I ist die lage immer noch sehr kritisch, laut Aussage des japanischen Verteidigungsministeriums wurden durch Löschfahrzeuge der Feuerwehr insgesamt 50 Tonnen Wasser zur Kühlung auf die Reaktorblöcke gesprüht, ein Einsatz mit einem Hubschrauber wurde aufgrund hoher radioaktiver Belastung abgebrochen, die Lage im AKW Fukushima I ist immer noch brenzlig.

Radioaktive Gefährdung- Reisehinweis und Reiseteilwarnung

Derweil versuchen ausländische Staaten ihre Staatsbürger aus derRegion, oder gleich aus Japan zu evakuieren. Die US-Regierung rät ihren Bürgern dringendst einen Abstand von 80 Kilometer Radius zum AKW Fukushima I zu wahren, die japanische Regierung schätzt hingegen, dass ein Radius von 30 Kilometer momentan ausreichen. Das Auswärtige Amt spricht eine Teilreisewarnung ausdie deutsche Botschaft wurde aus Tokio nach Osaka-Kobe verlegt; die Botschaft ist für anwesende deutsche Staatsbürger unter der Telefonnummer +81-6-6440-5070 erreichbar. Das Auswärtige Amt und die deutsche Botschaft in Japan schließen eine Gesundheitsgefährdung durch die radioaktive Bestrahlung auch in Tokio nicht aus, anwesende deutsche Staatsbürger sollten die Region um Fukushima und Tokio Richtung Süden nach Osaka (und von hier aus ins Ausland) verlassen. Die deutsche Lufthansa hat ihre Flüge nach Tokio ausgesetzt, ersatzweise wird der Flughafen in Osaka angeflogen. Auch andere Staaten, wie die USA, Südkorea oder China fordern ihre Bürger auf, Japan zu verlassen.

Drohende Kernschmelzen, die Bevölkerung flieht aus Tokio

Bislang haben Brände oder Explosionen die Reaktorblöcke 1,2,3 und vier schwer beschädigt, die japanische Regierung gibt an, dass der Reaktordruckbehälter in Block 2 geberstet sei, die radioaktiven Brennstäbe liegen direkt an der Luft und kontaminieren die Umgebung. Auch die abgelagerten Brennstäbe im Abkühlbecken bereiten Probleme, auch diese liegen zum teil an der Luft und werden nicht adäquat gekühlt. Laut Betreiber Tepco liegen insgesamt 1800 Tonnen Material an Brennstäben im AKW Fukushima I. Weiterhin wird versucht, mittels Meereswasser, welches anschließend kontaminiert ins Meer zurückgeleitet wird, die Reaktoren zu kühlen, doch für die Blöcke 1 bis 3 gilt, dass der Versuch wenig erfolgreich ist. Ob und in welchen Reaktorblöcken eine Kernschmelze eingetreten ist, ist bislang unklar, auch eine US-Drohne wollte keine genauen Informationen nennen. Besorgniserregend ist die anschließende Haltung der USA, sie lässt öffentlich verlautbaren, man traue den Angaben der japanischen Regierung nicht, zudem sollen Charterflugzeuge US-Bürger außer Landes bringen. Dennoch sichern die USA ihre Unterstützung zur Begrenzung der Auswirkungen des Atom-Unfalls zu. In vielen Teilen Japans kommt es derweil zu Engpässen, an vielen Orten sind Lebensmittel, abgefülltes Wasser und Medikamente inzwischen rar. In Tokio bleiben viele Straßen in der ansonsten emsigen Stadt leer, viele Bewohner der Hauptstadt versuchen Richtung Osaka zu fliehen. Auch wenn partiell erhöhte radioaktive Werte gemessen wurden (10 mal über Durchschnitt), nach offiziellen Angaben ist bislang keine radioaktive Wolke über die Metropolregion mit 35 Millionen Einwohnern gezogen, doch die japanische Regierung schließt dies für die Zukunft nicht aus, zumal die Windrichtung sich  in den nächsten Tagen nach Tokio verschieben soll.

50 + 130- die Kamikaze-Retter

Betreiber Tepco hat alle Mitarbeiter, bis auf 50, inzwischen vom AKW Fukushima I abgezogen, die Restlichen sollen vor Ort die Rettungsarbeiten fortführen. In den Innenräumen des AKW wurden zeitweise Werte von 20 Millisievert pro Sekunde gemessen (eine Röntgenaufnahme 0,2 Millisievert). Die Arbeiter sind direkter Strahlung ausgesetzt, sie werden in Japan als Helden angesehen. zeitgleich wird die Identität der Arbeiter geheim gehalten. Zusätzlich wurden 130 Feuerwehrleute aus Tokio nach Fukushima entsandt, zusätzlich arbeiten Soldaten an der Kühlung. Die Hoffnung richtet sich auf die Errichtung einer Stromversorgung, ein entsprechendes Kabel wurde schon verlegt. Doch ob die Kühlsysteme durch die Explosionen beschädigt sind, ist bislang offen. Der Einsatz der anwesenden Rettungskräfte im Außeneinsatz wird aufgrund der radioaktiven Strahlung auf 15 Sekunden begrenzt. Die Strahlung muss also bedenklich hoch sein, selbst IAEO-Chef Amano wollte nicht ans AKW Fukushima I. Auch in angrenzenden Regionen werden aktuell erhöhte Werte von derzeit 15 Millisievert pro Sekunde gemessen. Die japanische Regierung überlegt laut, ob Sand und Beton die Blöcke versiegeln sollen, wobei eine Kernschmelze sich weiterhin in den Boden fressen und das Grundwasser verstrahlen dürfte.

Erdbeben, Tsunami, AKW-Unfall, und jetzt der Winter

Nach dem Erdbeben der Stärke 9,0 auf der Richterskala und dem anschließenden verheerenden Tsunami sind aktuell 500.000 Menschen obdachlos, die Opferzahlen sollen sich auf über 15.000 belaufen. Erschwert werden die Rettungsarbeiten durch einen Wintereinbruch, neben Schnee erschweren die Temperaturen von -5 Grad Celcius in der Nacht die Lage der Menschen. Noch ist eine genaue Einsicht der wirklichen Schäden nicht möglich, eventuell wird die Opferzahl weiter ansteigen.

Wie sich die Lage vor Ort am AKW Fukushima I sich entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Nach Meinung der Experten könnte entweder ein Super-Gau entstehen, doch die bisherigen Schäden und Verstrahlungen sind schlimm genug. Während die japanische Regierung für ihre undurchsichtige Informationspolitik kritisiert wird, muss auf der anderen Seite eine Panik-schürende Berichterstattung vermieden werden. Den Menschen vor Ort und auf der ganzen Welt bleibt vorerst nicht anders übrig, als abzuwarten.

 

12 Comments
  1. Reply
    juan scherngell 18. März 2011 at 20:53

    2 Fragen beschäftigen mich:
    Wie kann man Japan, auch in Hinblick auf die Folgen, unterstützen?!
    Sind die Regierungen und die Wahlberechtigten lernfähig?
    Denn eines ist klar, abgesehen von natürlichen Ereignissen, bekommt man das was man wählt!!
    Kürzlich sah ich mir eine Fernsehdiskussion an die wohl jeden – und sei es nur ansatzweise – vernunftbegabten Erwachsenen an die Schmerzgrenze bringt. Da verglich doch tatsächlich ein Teilnehmer die drohende Ausbreitung der Radioaktivität in Japan mit der natürlichen Radioaktivität. Ist so eine Person in einer verantwortungsvollen Position tragbar?
    Hätte ich kein Bild gehabt, hätte ich mir mit viel Mühe einreden können, dass hier ein Kind im Vorschulalter seine Meinung abgegeben hat. Da wäre es erfreulich, dass es so ein schwieriges Wort aussprechen kann.

    http://www.bgr.bund.de/cln_151/nn_1376854/DE/Themen/Seismologie/Seismologie/Erdbebenauswertung/D__seit__1968/d__1968__node.html?__nnn=true

    http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,441648,00.html

  2. Reply
    Mycity 18. März 2011 at 21:28

    Es ist fast schon wie damals in Tschernobyl. Hoffentlich wird sich das bald alles enden, denn die armen Menschen tuhen mir richtig leid. Wo sollen die alle blos hin, wenn das alles zuende ist? Viele haben den Dach über den Kopf und ihre Familien verlohren. ICh finde wir sollten alle etwas dazu leisten zum Beispiel mit Spenden, damit es den Menschen dort besser geht.

  3. Reply
    Stefan 18. März 2011 at 22:41

    Die Zahlenwerte sind mit Sicherheit falsch.
    20mSv pro Sekunde entspräche einer Dosis von 72 Sievert pro Stunde, dem 10fachen einer tödlichen Dosis. Anders ausgedrückt bei dieser Strahlung wären 6min Aufenthalt tödlich. Die 15 mSv pro Sekunde in angrenzenden Regionen können genausowenig stimmen.
    Eine Begrenzung der Einsatzdauer von Rettungskräften auf 15s ist ebenso Humbug. Wie weit kommt man zu Fuß in 15 Sekunden?
    Sehr peinlich, so eine unsinnige Meldung.

  4. Reply
    S. Schäfer 18. März 2011 at 23:44

    Wenn ich die Bilder über Japan sehe, befällt mich blankes Entsetzen und starkes Mitleid mit den Opfern der Erdbeben- Tsunami- und Atomkatastrophe. In allen bisherigen Berichten und Überlegungen habe ich vermisst, dass bisher scheinbar kein Staat daran denkt, den Japanern in folgender Form Hilfe anzubieten:
    Viele Länder der Welt sollten Flugzeuge nach Tokio entsenden, die die Opfer der 3 Katastrophen in die jeweiligen Länder transportieren. Dort könnten sie jeweils medizinisch versorgt werden bzw. Asyl erhalten. Außerdem sollte man jetzt, da die Strahlung noch nicht auf alle Landesteile Japans eingewirkt hat, damit beginnen, Menschen, die aus dem Land flüchten und der atomaren Bedrohung entgehen wollen, außer Landes zu fliegen. Ich empfinde es als humanitäre Pflicht, so viele Menschen wie möglich vor atomarer Verstrahlung zu schützen. Wenn jetzt nicht begonnen wird, die Leute weit weg zu evakuieren, werden die Folgen für die Bewohner dieses Landes desaströs werden. Derzeit besteht noch die Möglichkeit, Menschenleben zu retten. Wenn später auch Tokio verstrahlt ist, würden wohl keine Staaten das Risiko mehr eingehen, Flugzeuge nach Japan zu entsenden.
    Ich finde, Kosten sollten bei der Entscheidung keine Rolle spielen. Es geht hier um Menschenleben!!!

  5. Reply
    Martin S. 21. März 2011 at 08:47

    Da muss ich meinem Vorkomentator zustimmen. Mir kommen die 180 Japaner am Atomkraftwerk total im Stich gelassen vor.
    Zweitens im Hinblick auf unsere technische Entwicklung in den letzten 70 Jahren, wundert es mich, daß spätestens nach Tschernobyl niemand daran gedacht hat, ein strahlengeschütztes Fahr/Fluggerät für solche Fälle zu entwerfen, was garantiert keine Schwierigkeit wäre. Schließlich sind wir schon in den 70ern zum Mond geflogen und im All herrscht auch tödliche Strahlung.
    Ausserdem haben wir Roboter die auf dem Mars herumfahren, Lasergelenkte Bomben die man zentimetergenau ins Ziel lenken kann, GPS, Handy kurz: – total ausgeklügelte Technik. Und jetzt schickt man die Arbeiter mit Löschfahrzeugen ans AKW. Also ich hab mit einem Aufgebot der neuesten Technologie und aller bedeutenden Atommächte gerechnet, um die Katastrophe in den Griff zu bekommen. Im Moment sind scheinbar alle Großmächte damit beschäftigt Lybien zu beschiessen, und da haben wir plötzlich wieder ungeahnte technische Mittel zu (Tomohawkraketen o.ä.)
    Gruß
    Martin

  6. Reply
    Harry 23. März 2011 at 13:12

    Also den Strahlenangaben in der Einheit mSv/s weiss ich nicht ob ich das so glauben soll. Die angegebenen 15s Arbeitszeit passen leider dazu. Nur in 15s Arbeitszeit, mit dem Weg zum Arbeitsort, läßt sich nicht viel oder besser gesagt, nichts reparieren. Ein guter 100 Läufer würde in 10s eine Entfernung von 50 erreichen und wieder zurückkommen. Und in den 5s kann er nicht mal das Werkzeug ansetzen.

    Ich hoffe, dass in den Angaben etwas nicht stimmt.

    Gruß

  7. Reply
    stefan 25. März 2011 at 11:20

    bis nach deutschland kommt die Wolke Bei einem super Gau eh nich

  8. Reply
    stefan 25. März 2011 at 11:23

    Hoffe das die atomkraftwerke bald abgestellt werden. Statt dessen sollten sie mehr solarkraftwerke oder Wasserkraftwerke bauen.

  9. Reply
    stefan 25. März 2011 at 11:25

    find schlimm das die leute noch im Kraftwerk sind. aller dings auch mutig sie wissen ja das sie sterben werden.

  10. Reply
    stefan 25. März 2011 at 11:27

    habter schon ma nen baummensch gesehen

  11. Reply
    Thomas 1. April 2011 at 16:11

    Es ist ein trauriges Bild welches die japanische Regierung und die AKW Betreiber abgeben. Eine derart technologisch führende Nation sollte weniger an Ihren „Stolz“ denken, sondern vielmehr an die Menschen die hier leiden und nur unzureichend informiert werden. Das was täglich über den Bilschirm flimmert an Informationen läßt sich nur mit unprofessionell bezeichnen.

  12. Reply
    CrisisMaven 10. April 2011 at 19:30

    Nun sieht man langsam, wie wenig schlau die dortigen Stellen mit der Katastrophe umgehen – was sagt uns das ueber deren Faehigkeiten, komplexere Probleme zu loesen, etwa Stomkraftwerke zu bauen oder zu betreiben, wenn sie nicht mal einen SCHROTTPLATZ verwalten koennen???
    Ich habe mal versucht, das gesamte Ausmass der Japan-Atomkatastrophe, Risiken und Gefahren der Atomkraft und was sie fuer Europa bedeuten hier uebersichtlich zusammenzufassen:
    http://www.dasgelbeforum.de.org/forum_entry.php?id=208864
    Dort auch Hinweise zum Umgang mit radioaktiv verseuchtem Wasser.

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