Zeitung: Uni Bayreuth sieht offenbar Täuschungsvorsatz von zu Guttenberg

Für den zurückgetretenen Minister Karl-Theodor zu Guttenberg hat die Plagiatsaffäre womöglich juristische Folgen. Wie die Tageszeitung „Die Welt“ aus Universitätskreisen erfuhr, will die Kommission der Universität Bayreuth zur „Selbstkontrolle in der Wissenschaft“ bestätigen, dass Guttenberg beim Verfassen seiner Dissertation getäuscht hat. „Der Sachverhalt ist offenkundig und wenn man die einschlägige Rechtsprechung der Gerichte heranzieht, liegt hier Täuschung vor“, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person.

Das Untersuchungsergebnis der Kommission hat Einfluss auf die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Hof. Die Behörde prüft derzeit, ob Guttenberg wegen zahlreicher ohne Quellenangabe übernommener Passagen in seiner Doktorarbeit auch strafrechtliche Konsequenzen zu befürchten hat. Sie will ein Ermittlungsverfahren aufnehmen. Die Untersuchung der Uni Bayreuth sei wegen der Expertise eine wichtige Information für die eigenen Ermittlungen, sagte ein Justizsprecher. Eine offizielle Bestätigung der Universität gab es zunächst nicht. Am Donnerstagnachmittag kamen auf dem Bayreuther Campus die Gutachter-Kommission mit dem Präsidenten zu einer Sitzung zusammen. Nach Informationen der „Welt“ gibt es intern noch Uneinigkeit in der Frage, wie zügig die Prüfung wissenschaftlichen Fehlverhaltens und der vorsätzlichen Täuschung endgültig abgeschlossen werden können. Uni-Präsident Rüdiger Bormann sagte vor der Sitzung, er wolle „hochrangigen externen Sachverstand“ hinzuziehen, um die Vorwürfe gegen Guttenberg zu klären. „Wir lassen uns nicht unter Druck setzen. Es gibt Vorschriften, die wir einzuhalten haben. Auch wenn das einigen Journalisten oder Kollegen nicht passt. Die Prüfung wird sicher einige Zeit brauchen.“ Dagegen sagte ein Mitglied der Prüfungskommission: „Wir müssen in diesem Fall nicht mehr klären lassen, was offensichtlich ist.“ Fraglich ist außerdem, ob die Universität das Ergebnis ihrer Prüfung überhaupt öffentlich machen darf. Nach Auffassung von Experten müsste Guttenberg dem vorher zustimmen. Ob er das bereits getan hat, war noch unklar. Während ein Kenner der Vorgänge sagte, diese von der Hochschule mit Frist eingeforderte Erklärung sei seines Wissens bisher nicht eingegangen, hieß es aus dem Umfeld des zurückgetretenen Verteidigungsministers, zwischen Guttenberg und dem Präsidenten der Universität sei alles geklärt. „Es gibt keine offenen Fragen mehr.“

Diese Meldung aus Bayreuth wurde am 03.03.2011 um 18:24 Uhr mit den Stichworten DEU, Bildung, Parteien übertragen.

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