Wirtschaftsweiser Bofinger kritisiert EU-Regulierungspläne für Ratingagenturen

Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger hat die Pläne der EU, Ratingagenturen stärker in Haftung nehmen zu wollen, kritisiert. „Ratingagenturen könnten sich aus dem Ländergeschäft zurückziehen, weil die Risiken für sie zu groß würden. Das würde am Ende niemandem helfen“, sagt Bofinger der Tageszeitung „Die Welt“ (Samstagsausgabe).

Bofinger glaubt, das strengere Haftungsregeln schwer anwendbar seien. „Besser wäre es daher, die Politik schafft eine politisch unabhängige Europäische Ratingagentur, beispielsweise in Form einer Stiftung.“ Nur so könne mehr Wettbewerb geschaffen werden. In eine ähnliche Richtung gehen Vorschläge des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln). „Eine Europäische Ratingagentur könnte bei der Europäischen Zentralbank (EZB) oder der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) angesiedelt sein“, sagt IW-Finanzexperte Manfred Jäger-Ambrozewicz. „Auch der Internationale Währungsfonds könnte die Aufgabe übernehmen. Er erstellt ohnehin schon jährlich seinen Fiscal Monitor“, sagt Jäger. Dagegen spricht sich jedoch Bofinger aus. „Der IWF ist politisch zu abhängig.“ Dagegen übte der finanzpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Klaus-Peter Flosbach, scharfe Kritik an den Drohungen der Ratinagenturen, sich bei schärferen Haftungsregeln aus dem Ländergeschäft zurückzuziehen. „Das ist schon starker Tobak. Mit solchen Aussagen untergraben Ratingagenturen ihre Glaubwürdigkeit“, sagte Flosbach. Wenn die Agenturen nicht für ihre Ratings haften wollten, würde dies zeigen, dass die Agenturen ihrem eigenen Rating nicht vertrauen würden und nicht gewillt sind, Verantwortung für ihre Arbeit zu übernehmen, so Flosbach.

Diese Meldung aus Berlin wurde am 01.04.2011 um 16:09 Uhr mit den Stichworten DEU, Finanzindustrie, Parteien übertragen.

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