Weltbank: Afghanen an der Frontlinie geht es wirtschaftlich besser als in ruhigen Landesteilen

Die Kriegswirtschaft ist für Afghanistan eine der wichtigsten Einnahmequellen. Ein Abzug der internationalen Truppen dürfte sich katastrophal auf das Land auswirken. Zu dieser Einschätzung kam die für Afghanistan zuständige Weltbank-Direktorin Josephine Bassinette bei einem informellen Austausch mit dem Auswärtigen Amt in Berlin.

Das geht aus einem vertraulichen Papier des Ministeriums hervor, das dem Nachrichtenmagazin „Focus“ vorliegt. Die Wirtschaft Afghanistans verzeichnet laut Bassinette zwar ein stetes Wachstum, das sich großteils auf privaten Konsum stütze. Zu diesem zählten neben Dienstleistungen vor allem Ausgaben der internationalen Geldgeber und des Militärs. Dies ziehe den „paradoxen Effekt nach sich, dass es den Menschen an der Frontlinie besser geht als der Bevölkerung in ruhigen Landesteilen“. Der große Anteil der Kriegswirtschaft am Wachstum lasse einen Einbruch nach Abschluss der Übergangsphase befürchten. Da wohl in der Folge auch das Aufkommen durch die Geldgeber sinken werde, stehe Afghanistan vor der neuen Herausforderung, „nur noch ein ganz normales armes Land zu sein“. Dies müssten die Geber bei weiterem Engagement bedenken. Gleichwohl plane die Weltbank nicht, eine „besondere Rolle im Rahmen der Transition oder danach zu spielen“. Die sozio-ökonomische Lage im Land, heißt es in dem Papier weiter, habe sich nach Einschätzung Bassinettes seit 2002 zwar verbessert. Jedoch lebten 36 Prozent der Bevölkerung „in absoluter Armut“. Bereits „ein kleiner wirtschaftlicher Schock“ wie eine Benzinpreiserhöhung könne diesen Anteil nach Weltbank-Berechnungen auf 54 Prozent steigern.

Diese Meldung aus Washington wurde am 26.02.2011 um 09:18 Uhr mit den Stichworten USA, Afghanistan, Finanzindustrie übertragen.

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