"Welt": BCG-Studie sieht Schwellenland-Konzerne auf der Überholspur

Weitgehend unbekannte Konzerne aus den Schwellenländern drängen zunehmend in die Weltspitze. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group (BCG), die der Tageszeitung „Die Welt“ (Mittwochausgabe) exklusiv vorliegt. „In fünf bis zehn Jahren werden die Herausforderer langjährige Marktführer aus den etablierten Volkswirtschaften in Europa und Amerika problemlos verdrängen“, prognostiziert Nikolaus Lang, Partner und Globalisierungsexperte bei BCG. Zumal die neue Konkurrenz von den Platzhirschen offenbar noch immer nicht ernst genommen wird.

„Die Wachstumsdynamik der Schwellenland-Konzerne wird im Westen völlig unterschätzt“, sagt Lang. Dabei kommen die weltweit 100 größten Aufsteigerfirmen – BCG spricht von Global Challengers – bereits auf einen Umsatz von zusammen rund 1,3 Billionen Dollar. Damit sind ihre Erlöse binnen zehn Jahren schon um fast 20 Prozent gewachsen. Und das Tempo soll sich weiter erhöhen. BCG jedenfalls rechnet damit, dass sich die Umsätze der Herausforderer in den nächsten zehn Jahren auf stattliche acht Milliarden Dollar fast versechsfachen. Für diesen Sprung sorgt zum einen das dynamische Wachstum in der jeweiligen Heimatregion. Schwellenländer gelten schließlich als die künftigen Motoren der Weltwirtschaft. Zum anderen schrecken die Angreifer aus Asien, Lateinamerika und Afrika auch vor Akquisitionen nicht mehr zurück. Allein die Rohstoffanbieter unter den Aufsteigerfirmen haben in den vergangenen vier Jahren 154 grenzüberschreitende Fusionen und Übernahmen getätigt. Dominiert wird die Liste der Emporkömmlinge von Unternehmen aus China. Alleine 33 Firmen stammen aus der Volksrepublik, darunter einige bereits bekannte Namen wie der Haushaltsgerätehersteller Haier und PC-Fabrikant Lenovo, vor allem aber unbekannte Anbieter wie Li&Fung (Handelshaus) oder Sinohydro (Großbauten). Auf den Plätzen hinter China folgen Indien (20), Brasilien (13), Mexiko (7), Russland (6) und Thailand (4). Insgesamt stammen die Riesen der Zukunft aus 16 Ländern, darunter Südafrika und Ägypten, Chile und Argentinien, oder Indonesien, Malaysia und Türkei. Tätig sind sie überwiegend im Investitionsgüterbereich (34) und der Rohstoffwirtschaft (24). „Schon in fünf Jahren dürfte mindestens die Hälfte der 100 Herausforderer zu den 500 umsatzstärksten Unternehmen der Welt gehören“, prognostiziert BCG-Experte Lang.

Diese Meldung aus Boston wurde am 19.01.2011 um 06:00 Uhr mit den Stichworten USA, Unternehmen übertragen.

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