Wehrbeauftragter Königshaus warnt vor verfrühtem Truppenabzug

Bei einer knapp einwöchigen Afghanistan-Reise hat der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hellmut Königshaus (FDP), deutliche Erfolge der dort eingesetzten deutschen Soldaten festgestellt. Gerade im nördlichen Unruhedistrikt Char Darah sei eine „signifikante Verbesserung“ eingetreten. „Ich habe schon den Eindruck, dass wir in die richtige Richtung marschieren“, sagte Königshaus der Tageszeitung „Die Welt“ (Montagsausgabe) nach Gesprächen mit militärischen Führungskräften in Nordafghanistan.

Trotzdem warnte er vor einem verfrühten Truppenabzug. „Niemand darf glauben, da ist jetzt Frieden eingekehrt“, sagte er der Zeitung weiter. Der entscheidende Faktor sei die Realität, und die werde auch von den Zielen bestimmt, die man sich selbst setze. Seien diese Ziele nicht erfüllt, könne die Bundeswehr auch nicht Ende dieses Jahres schon mit dem Abzug beginnen. „Entscheidend ist, dass nicht wegen politischer Vorfestlegungen unsere Soldaten gefährdet werden“, sagte Königshaus. Der FDP-Politiker war in der Nacht zu Sonntag von seiner bisher dritten Afghanistan-Reise als Wehrbeauftragter zurückgekommen. Für ihn liegt die neue Situation im Einsatzgebiet auch an den deutlich verbesserten Möglichkeiten der deutschen Soldaten, sich zu verteidigen. Nachdem Königshaus in den vergangenen Monaten oft von dramatischen Ausrüstungsmängeln gesprochen hatte, stellte er nun „spürbare Verbesserungen“ fest, sowohl bei den gepanzerten Fahrzeugen, als auch bei Waffen und Aufklärungsmitteln. Trotzdem sieht Königshaus noch teils gravierende Defizite, zum Beispiel müssten Kampfmittelbeseitiger immer noch zu Fuß agieren – „wie auf dem Präsentierteller“. Die Bundeswehr erarbeite aber derzeit ein eigenes System zusammen mit einer deutschen Firma. Die ersten Spezialfahrzeuge sollten noch in diesem Jahr ausgeliefert werden. Als weiteres Manko benannte der Wehrbeauftragte die verlängerten Stehzeiten im Einsatz: Viele Soldaten seien inzwischen nicht mehr nur drei bis vier Monate in Afghanistan, sondern sechs bis acht Monate. Das sei eine große Belastung, auch für die Angehörigen zu Hause. Die Vereinbarkeit von Familie und Dienst werde der Schwerpunkt seines Jahresberichts 2010, kündigte Königshaus an. Der FDP-Politiker will seinen ersten Report in diesem Amt in der kommenden Woche dem Bundestagspräsidenten vorlegen.

Diese Meldung aus Berlin wurde am 17.01.2011 um 04:00 Uhr mit den Stichworten DEU, Militär, Parteien übertragen.

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