Verbraucherschutzministerin wirft Facebook-Chef Gesetzesbruch vor

Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) hat schwere Vorwürfe gegen den Internetgiganten Facebook erhoben. „Facebook ist zu einem Einwohnermeldeamt für die ganze Welt geworden“, sagte sie in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Focus“. Besonders eklatant sei, dass sich Facebook die Daten von unbeteiligten Dritten besorge, die Facebook nicht nutzen.

„Ich habe ein Problem damit, wenn ein Teil der Gewinne von Facebook auf der Verletzung bestehender Gesetze beruht“, sagte die Ministerin. Facebook verschaffe sich so Wettbewerbsvorteile, die sie nicht in Ordnung finde. Die Firma ließ eine Software entwickeln, um Kontaktdaten von iPhones direkt auf Facebook zu übertragen. „Wenn meine engsten Mitarbeiter beispielsweise ihr iPhone synchronisieren würden, landet meine geheime Handynummer samt Mail-Adresse bei Facebook, ohne dass ich es erfahre.“ Im Verbraucherschutzministerium hätten sich Ärzte, Psychologen und Anwälte gemeldet, die bestürzt seien über diesen Datenabgleich. Ein Psychotherapeut war besorgt, weil seine Patienten Listen von Freundschaftsvorschlägen bekamen, auf denen auch die Namen weiterer Patienten auftauchten. „Wer bei wem in Therapie ist, ist doch keine Information für die Öffentlichkeit“, so Aigner. Die Ministerin erwartet von dem sozialen Netzwerk, „dass keine Telefondaten von Personen gespeichert werden, die Facebook selbst nicht nutzen“. Die Mitglieder wähnten sich in einem geschlossenen Raum. „Sie ahnen nicht, dass ihre persönlichen Daten eine Währung darstellen, die für Werbezwecke vermarktet werden.“ Aigner ist davon überzeugt, dass sich auch Internetgiganten vor der Macht der Verbraucher fürchten. „Ich wette mit Ihnen: sollte Facebook die Datenschutzprobleme nicht in den Griff bekommen, kippt die Stimmung gegen den Konzern.“

Diese Meldung der dts Nachrichtenagentur aus Berlin wurde am 17.07.2010 um 07:25 Uhr mit den Stichworten DEU, Internet, Telekommunikation übertragen.

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