Ungarischer Chefredakteur findet Mediengesetz "lächerlich"

Der Chefredakteur der größten ungarischen Qualitätszeitung „Népszabadság“, Károly Vörös, findet das umstrittene Mediengesetz in seinem Land „völlig lächerlich“. „Es ist so, als ob der Staat einem Textilfabrikanten vorschreiben wollte, nur noch rote und grüne, aber nicht mehr weiße Unterhosen herzustellen“, sagte er gegenüber dem „Spiegel“. Vörös vermutet, die Regierung wolle die Presse „in einer ständigen Gefährdung arbeiten lassen“.

„Es soll sich ein Gefühl der Angst in die Seele der Journalisten einbrennen. Unter einem solchen Druck und mit der Schere im Kopf zu arbeiten ist schwer. Irgendwann führt das zur Selbstzensur“, so Vörös. Enttäuscht ist der Journalist auch von den deutschen Verlagen, die einen Großteil der ungarischen Medien besitzen, weil sie nicht entschlossen genug für die Pressefreiheit kämpften. „Die ziehen sich eher zurück, als dass sie kämpfen.“ Bodo Hombach, Geschäftsführer der deutschen WAZ-Mediengruppe, die in Ungarn mehrere Tageszeitungen und das politische Magazin „HVG“ herausgibt, sagt dagegen: „Es macht mehr Sinn, sich vor Ort lautstark zu Wort zu melden, als aus Deutschland zu protestieren.“ Christoph Keese, Konzerngeschäftsführer Public Affairs des Axel-Springer-Verlags, der in Ungarn der größte Verlag ist, sagt: „Das Gesetz enthält eine Reihe problematischer Vorschriften, die dazu missbraucht werden könnten, Pressefreiheit einzuschränken.“

Diese Meldung aus Budapest wurde am 15.01.2011 um 15:00 Uhr mit den Stichworten Ungarn, Fernsehen, Zeitungen, Radio übertragen.

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