Syrischer Menschenrechtler Ziadeh: "Das Regime hat sich verkalkuliert"

Der syrische Menschenrechtler Radwan Ziadeh geht davon aus, dass sich das Regime unter Präsident Baschar al-Assad „verkalkuliert“ hat. „Der Funke für die Revolution wurde gezündet, als die Sicherheitskräfte Gewalt gegen die Demonstranten anwendeten und es die ersten Toten gab“, sagte Ziadeh, der in den USA Politikwissenschaft lehrt und mit einem Haftbefehl in Syrien gesucht wird, gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Der Versuch, die Proteste niederzuschlagen, hätte diese verschärft.

Die Demonstranten fordern mehr politische Freiheiten und ein Ende des seit 1963 geltenden Ausnahmezustandes. Die an der Grenze zu Jordanien liegende Stadt Deraa, ein Zentrum der Proteste, ist erneut zum Schauplatz von Gewalt geworden. In der Nacht zum Mittwoch eröffneten die Sicherheitskräfte das Feuer auf die Menschen in und um die zentrale Al-Omari-Moschee. „Der Strom fiel aus, und sofort waren Schüsse zu hören“, sagte ein Demonstrant. Von Seiten der syrischen Regierung hieß es, die Sicherheitskräfte hätten gehandelt, nachdem bewaffnete Demonstranten einen Krankenwagen angriffen. Bei den Vorfall wurden 20 Menschen verletzt. Die EU und die Vereinten Nationen kritisierten die Gewalt als „inakzeptabel“. Das Hohe Flüchtlingskommissariat rief die Regierung dazu auf, „den exzessiven Gewalteinsatz gegen friedliche Demonstranten sofort zu beenden.“ Der Menschenrechtsaktivist Ziadeh rechnet derweil damit, dass der Präsident gestürzt wird. Den Demonstranten „geht es nicht nur um Reform des Regimes, sondern um dessen Sturz. So wie im Jemen, in Ägypten und Tunesien werden sie sich kaum mit weniger zufrieden geben“, sagte Ziadeh.

Diese Meldung aus Damaskus/Washington wurde am 23.03.2011 um 20:13 Uhr mit den Stichworten Syrien, Proteste, Gewalt übertragen.

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