"Spiegel": Keine generelle Entschädigung für ehemalige Heimkinder

Opfer von Gewalt in Kinderheimen sollen in Deutschland nicht generell mit einem Pauschalbetrag entschädigt werden. Das will der „Runde Tisch Heimerziehung“ nach zweijährigen Beratungen auf seinem letzten Treffen Ende der Woche offenbar in einem Endbericht festschreiben, berichtet das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ vorab. Eine „pauschale Entschädigung“ oder eine „pauschale Opferrente“ lehnen Staat und Kirchen demnach als „nicht realisierbar“ ab.

Zahlungen soll es nach „Spiegel“-Informationen nur im Einzelfall geben – Betroffene müssen nachweisen, dass sie sich „in schwierigen Lebenssituationen befinden“. Vertreter der Heimkinder hatten eine Opferrente von 300 Euro im Monat oder eine Einmalzahlung von 54.000 Euro gefordert. Dies lehnen vor allem die unionsregierten Bundesländer ab. In Irland sind ehemalige Heimkinder mit durchschnittlich 76.500 Euro entschädigt worden. Einigung wurde bislang nur darüber erzielt, dass Bund, Länder und Kirchen eine gemeinsame Stiftung in Sachen Heimkinder einrichten und je ein Drittel des Stiftungsvermögens bereitstellen. Offen ist aber, wie viel Geld eingezahlt werden soll.

Diese Meldung aus Berlin wurde am 04.12.2010 um 10:44 Uhr mit den Stichworten DEU, Gesellschaft, Familien übertragen.

4 Comments
  1. Reply
    Dettinger 4. Dezember 2010 at 11:35

    Es ist schlicht unmöglich, unglaublich, widerwärtig!

    Jahrelang haben sich kirchliche und staatliche Einrichtungen an uns bereichert indem sie uns Zwangsarbeit verrichten ließen, haben uns belogen und betrogen um Ausbildung und Beruf, haben uns in eine unerhörte Lieblosigkeit geworfen, uns weggeschlossen wie man Vieh nicht wegschließt, uns sexuell, physisch und psychisch missbraucht, uns gefoltert bis die Knochen splitterten und die Hoden weggebrannt waren!

    Und jetzt im Alter sollen wir ihnen unsere EInkünfte offenlegen, uns vor ihnen wieder „die Hosen runterlassen“, uns erneut demütigen und zu Kreuze kriechen???

    Es geht ihnen um Geld! Es geht ihnen um Macht!

    Uns geht es um unser Leben!

    Wir leben in einem der reichsten Länder der Welt und unsere Forderungen sind wahrhaftig nicht hoch gemessen an dem, was uns angetan wurde.

    Und nun sollen wir wieder einmal wie Dreck behandelt werden?

    Pfui Spinne! Ich schäme mich eine Deutsche zu sein!

  2. Reply
    D. Friedrich 4. Dezember 2010 at 22:45

    Einfach widerwärtig!
    Sie haben uns unsere Kindheit gestohlen! Uns belogen, betrogen und viele Ehemalige zerbrochen. Sie haben uns schuften lassen! Sie haben uns weg gesperrt! Geprügelt, verachtet und sexuell missbraucht!
    Sie haben uns wie Dreck behandelt! Sie haben uns ihre Religion der „Nächstenliebe“ in die Köpfe gehauen. Sie haben unzählige unserer Heimkinderakten vernichtet, die als einzige Beweise für ihr elendiges Verhalten herhalten könnten. Wir sollen jetzt nachweisen in welches Elend sie uns gestoßen haben, obwohl sie die Beweise rigoros vernichtet haben.
    Jetzt zeigen sie uns wieder ihre Verkommenheit. Ihre Menschenverachtung übersteigt jedwede Grenzen.
    Was diese skrupellosen Kinderschänder uns angetan haben verfolgt uns bis heute und es hört nicht auf.
    Die „christlich“ regierten Länder lehnen eine pauschalierte Entschädigung ab. Sie sind das „C“ nicht wert, dass sie vor sich hertragen.

    Was ist das für ein furchtbares Land? Meines ist es nun nicht mehr!

    Dennoch lassen wir ehemalige Heimkinder uns nicht weiter so behandeln. Unser Kampf geht weiter!

  3. Reply
    Martin Mitchell 16. Januar 2011 at 11:57

    Ehemalige Heimkinder wieder betrogen und verhöhnt.

    Ein „Betroffener” aus dem Auslande – aus Australien – gibt überall im Internet fleißig bekannt:

    EHEMALIGE HEIMKINDER. Zweierlei Abstimmungen. Bitte beteiligt Euch an beiden !

    Für alle Einzelheiten betreffend diesen ABSTIMMUNGEN, siehe

    »Zweierlei Heimkinder-Abstimmung über den Abschlussbericht RUNDER TISCH HEIMERZIEHUNG und die darin enthaltenen Empfehlungen der ALMOSEN für die Opfer.« @ http://heimkinderopfer2.blogspot.com/2011/01/zweierlei-heimkinder-abstimmung-uber.html

  4. Reply
    Martin Mitchell 22. April 2011 at 10:54

    HEIMKINDER. – Damit alle Politiker/Abgeordneten Bescheid wissen.

    Damit alle Bundestagsabgeordneten bezüglich dem bevorstehenden Gesetzgebungsverfahren betreffend „Heimkinder-Entschädigung“ bestens informiert sind — und die Bevölkerung ebenso genau Bescheid weiß.

    Und damit auch Ihr alle Bescheid wißt.

    Allen Bundestagsabgeordneten Ergebnisse der Internet-Abstimmung und Forderungen der Ehemaligen Heimkinder Mitte April 2011 persönlich zugestellt.

    Folgendes 2-seitige Schreiben, in diesem genauen Wortlaut, wurde jedem und jeder Bundestagsabgeordenten persönlich direkt durch den Postverteiler des Bundestags – im Reichstagsgebäude – zugestellt, um sicher zu stellen, dass sie alle genaustens informiert sind um ihren Verantwortungen und Verpflichtungen bei jeglichem diesbetreffenden Gesetzgebungsverfahren im Parlament gerecht zu werden.

    Verein ehemaliger Heimkinder e.V.
    1. Vorsitzende: Monika Tschapek-Güntner – Kassenführer: Horst Otto
    Schriftführerin: Heidi Dettinger – BeisitzerInnen: Brigitte Diederich, Dirk Friedrich

    EH c/o Monika Tschapeck-Güntner Sandwelle 10 59494 Soest

    19. April 2011

    Sehr geehrte Frau … / geehrter Herr,

    wir, ehemalige Heimkinder organisiert in einem der international größten Zusammenschlüsse, dem Verein ehemaliger Heimkinder e.V., sind betroffen von der Eiseskälte, mit der Staat und Kirchen uns begegnen.

    ● Wir sind zutiefst empört darüber, dass man zwar das „radikal Böse“, das uns in unserer Kindheit und Jugend angetan wurde, am „Runden Tisch Heimerziehung der 50er und 60er Jahre“ (RTH) dokumentierte, die Konsequenzen aus diesem Tun für uns – den Opfern dieses „radikal Bösen“ sich aber nicht wirklich erkennbar niederschlagen sollen.
    ● Wir fühlen uns missachtet – wieder einmal – von denen, die uns schon einmal missachtet haben, misshandelt, missbraucht auf jede nur erdenkliche Art.
    ● Wir fühlen uns betrogen von denen, die uns bereits um unsere Kindheit, unsere Jugend, um Schul- und Berufsausbildung betrogen haben.
    ● Wir sind zornig ob der Kaltschnäuzigkeit, mit der empfohlen wird, uns – die Überlebenden des größten Verbrechens der Bundesrepublik Deutschland – mit einer völlig indiskutablen Summe abzuspeisen. Und das dann auch noch als einen Erfolg verkaufen will. Uns verkaufen will!
    ● Wir sind wütend, traurig, retraumatisiert, einige sind voller Hass und Ablehnung. Wir fragen uns: Ist dieses unser Land? Sind wir „Gleiche unter Gleichen“? Oder sind wir wieder und immer noch die stigmatisierten Schmuddelkinder, mit denen nach Belieben umgesprungen werden kann…

    Wir haben uns umgehört und eine Umfrage gemacht, bei unseren Mitgliedern und darüber hinaus:

    „Lieber den Spatzen in der Hand als eine Taube auf dem Dach?“
    Und haben gefragt:

    „Abgesehen von einzelnen Punkten des Abschlussberichtes „Runder Tisch Heimerziehung der 50er und 60er Jahre“, mit denen ich eventuell übereinstimme, teile ich hiermit mit, dass ich die in diesem Bericht festgehaltene Empfehlung an den Deutschen Bundestag zur finanziellen Entschädigung ehemaliger Heimkinder als
    O unangemessen ablehne
    O angemessen akzeptiere
    O Ich weiß nicht/kann mich nicht entscheiden“

    Wir fragten unsere Vereinsmitglieder per Post und öffentlicher noch: Im Internet. Die Frage und die Abstimmung ist nicht repräsentativ aber auf jeden Fall sollte sie als richtungsweisend betrachtet werden.

    Der Rücklauf lag bei ca. 1.000 Antworten.

    Gut 88% aller Befragten antworteten, dass sie die empfohlene finanzielle Entschädigung als unangemessen ablehnen!

    Lediglich etwas über 9% findet die Empfehlung angemessen und akzeptabel.

    Die restlichen knapp 3% konnte sich nicht entscheiden.

    Der VEH e.V. ist der Meinung, dass hier eine große Zahl von ehemaligen Heimkindern sich sehr deutlich zu Wort gemeldet hat und dass Politik und Kirchen gut daran täten, auf diese Meinung zu hören und den Überlebenden dieses einzigartigen Nachkriegsverbrechens – begangen in einem Rechtsstaat und an Kindern und Jugendlichen! – durch eine angemessene finanzielle Entschädigung im Alter zumindest einen Teil der ihnen geraubten Würde zurückzugeben.

    Unsere Forderungen umfassen folgende Punkte:

    1. 300 € monatlicher Opferrente pauschal für alle ehemaligen Heimkinder.
    2. Auf Wunsch des/der Ehemaligen statt der monatlichen Opferrente eine Einmalzahlung von 54.000 € (300 € monatlicher Rente hochgerechnet auf 15 Jahre).
    3. Die Möglichkeit für besonders geschädigte ehemaliger Heimkinder, bei Glaubhaftmachung ihrer besonderen Schädigung eine höhere Einmalzahlung oder Opferrente.
    4. Die Einbeziehung von ehemaligen Heimkindern mit Behinderung.
    5. Die Einbeziehung von ehemaligen Heimkindern aus der damaligen DDR.
    6. Die Einbeziehung von ehemaligen Heimkindern, deren Heimzeit in den 40er Jahren lag.
    7. Die Einbeziehung von ehemaligen Heimkindern, deren Heimzeit in den 70er und 80er Jahren lag.

    Wir bitten Sie, unsere Forderungen zu beachten und sich für diese in Ihrem Rahmen und mit Ihren Möglichkeiten einzusetzen und teilen Ihnen vorsichtshalber schon mal mit, dass wir weiterhin für unser Recht und unsere Forderungen kämpfen werden.

    Wir haben nichts zu verlieren außer unserer Altersarmut, unserer Demut, unserer Angst.

    Mit freundlichem Gruß

    Monika Tschapek-Güntner
    1. Vorsitzende Verein ehemaliger Heimkinder e.V.

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