Religionssoziologe wirft katholischer Kirche krankmachende Strukturen vor

Der Sozialwissenschaftler und Religionssoziologe Franz-Xaver Kaufmann hat der katholischen Kirche krankmachende Strukturen und ein machtpolitisch begründetes Zerrbild geistlicher Führung vorgeworfen. Im Gespräch mit der „Frankfurter Rundschau“ ging Kaufmann weiter auf die Vorwürfe ein. Den Reformappell katholischer Theologieprofessoren hält er demnach für zwar berechtigt, aber schwach begründet, weil er alles vom Missbrauchsskandal herleite.

Dennoch werde die Kirche letztlich nur weiterkommen, wenn sie sich mit humanwissenschaftlichen Einsichten zur menschlichen Sexualität auseinandersetze. Sonst drohe eine massive Entfremdung zwischen Kirchenleitung und Gläubigen, die in manchen deutschen Bistümern auch schon jetzt weit fortgeschritten sei. Als eine Ursache dafür sieht Kaufmann die veränderte Rolle des Papstes: „Das Papsttum hat die theologische Vorstellung vom Priester als ,Vicarius Christi`, der stellvertretend für Jesus Christus das Abendmahl feiert, herrschaftlich umgedeutet und auf die Person des Papstes konzentriert. Das hat mit der ursprünglichen Bedeutung von Hierarchie (heiliger Ordnung) nicht mehr viel zu tun, sondern folgt mit einem straffen Unterordnungsprinzip eher militärischen oder bürokratischen Logiken“, sagte Kaufmann der „Frankfurter Rundschau“.

Diese Meldung aus Berlin wurde am 26.02.2011 um 01:00 Uhr mit den Stichworten DEU, Religion, Gesellschaft übertragen.

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