Parteienforscher zweifelt an SPD-Ausschluss Sarrazins

Der Parteienforscher Franz Walter ist skeptisch, ob es der SPD gelingen wird, Thilo Sarrazin aus der Partei auszuschließen. Anders als bei Wolfgang Clement werde es gar nicht so einfach werden, ihn wegen Verstoßes gegen sozialdemokratische Überzeugungen als Partei massiv unter Druck zu setzen, sagte Walter im Gespräch mit der „Rheinischen Post“. Kein Geringerer als Helmut Schmidt habe ein spezifisches „Gen“ der Deutschen (als Ausgangsstoff für historisches Unheil) ausgemacht, und Schmidt werde deswegen seine Mitgliedschaft gewiss nicht verlieren.

Alva und Gunnar Myrdal, die von SPD-Mitgliedern auch in Deutschland gepriesenen Vordenker der schwedischen Sozialdemokratie, argumentierten ähnlich und sogar noch radikaler als Sarrazin. Zur SPD-Programmatik gehöre der Grundsatz, dass Einwanderung kontrolliert werden müsse, erklärte Walter. „Wenn die SPD Sarrazin rauswirft, entpflichtet sie sich von der Diskussion über mögliche Folgen eigenen Denkens und Handelns“, kritisierte Walter. Sarrazin sei schließlich nicht „urplötzlich aus den Büschen gesprungen“, sondern seit Jahren als sozialdemokratischer Politiker mit diesen Thesen präsent. Der Volks- und Regierungspartei SPD sei dies sogar sehr recht gewesen, schließlich habe die Partei mit den Sarrazin-Sprüchen „Wähler auch aus jenen gesellschaftlichen Gruppen gewinnen können, die von rot-grünen Öko-Umbauprojekten nicht zu erreichen gewesen wären“.

Diese Meldung aus Berlin wurde am 01.09.2010 um 07:34 Uhr mit den Stichworten DEU, Parteien übertragen.

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