Parteienforscher hält CDU für spirituell leer

Der Parteienforscher Franz Walter attestiert der CDU Angst vor einer parteiinternen Wertedebatte. Die Liberalisierung der Union in den vergangenen beiden Jahrzehnten sei vielleicht „fällig“ gewesen, habe aber eine „spirituelle Leere“ hinterlassen, schreibt der Göttinger Professor in einem Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau (Mittwochausgabe). Die CDU „fürchtet die Sprengkraft“, wenn sich die unterschiedlichsten Mitglieder nun auf gemeinsame „Normen und Ethiken“ einigen müssten.

Der Konservatismus habe in der CDU an Boden verloren, und zwar dauerhaft. Traditionsbewussten Rentnern möge eine modernisierende Kanzlerin Angela Merkel „nicht geheuer“ sein. Doch sie wünschten sich einen „fürsorgenden Staat“, wie ihn Friedrich Merz oder Roland Koch jedenfalls nicht zu bieten hätten. Den Konservativen alter Schule aber seien die „Frontmänner“ längst abhandengekommen. Anders als etwa in Frankreich fehle es dem deutschen Konservatismus an klugen und modernen Denkern. „In Deutschland hat der Konservatismus lediglich den Typus des linkischen Verbindungsstudenten hervorgebracht, der als Kreisvorsitzender der Jungen Union über 68er-Lehrer, Emanzen, Heiner Geißler und Ursula von der Leyen lamentiert“, schreibt der Politikwissenschaftler.

Diese Meldung aus Berlin wurde am 15.09.2010 um 01:00 Uhr mit den Stichworten DEU, Parteien, Gesellschaft übertragen.

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