Nach Steinigung: Amnesty International kritisiert Bundesregierung

Nach der Steinigung eines Liebespaares durch die Taliban in Nordafghanistan hat die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) der Bundesregierung vorgeworfen, sich beim Aufbau Afghanistans zu sehr auf das Militär zu verlassen. Die internationale Gemeinschaft, der Deutschland angehöre, habe in den vergangenen Jahren „den Aufbau einer funktionierenden Justiz in Afghanistan eklatant vernachlässigt“, sagte Monika Lüke, Generalsekretärin der deutschen AI-Sektion der Frankfurter Rundschau (Donnerstagausgabe): „Obwohl klar ist, dass die Justiz das Fundament eines jeden Staates ist, wurde das Militär viel zu lange als Allheilmittel angesehen.“ Es seien zu wenige Richter ausgebildet worden, und diese seien dann ohne fachliche Begleitung durch internationale Experten in in den Arbeitsalltag entlassen worden, sagte Lüke und verwies auf ein weiteres Problem: „Ein Richter in Afghanistan verdient zwischen 50 und 100 Dollar im Monat. Das ist zu wenig. Das macht sie korrupt.“

Es sei deswegen kaum verwunderlich, wenn die Taliban, die ihre Rechtsprechung in den von ihnen kontrollierten Gebieten ohne Entgelt anbieten, für die Bevölkerung attraktiv würden. Auch die Debatte um eine Aussöhnung mit den Taliban und einer Wiedereingliederung reuiger Taliban-Mitläufer in die afghanischen Gesellschaft hat nach AI-Ansicht zu dem gestiegenenen Selbstbewusstsein der radikalen Islamisten geführt. Lüke sagte dazu der FR: „Die internationale Gemeinschaft begrüßt Verhandlungen mit den Taliban, ohne ausreichend klarzumachen, dass die Einhaltung der Menschenrechten der Maßstab dafür ist.“

Diese Meldung der dts Nachrichtenagentur aus Hamburg wurde am 19.08.2010 um 01:00 Uhr mit den Stichworten DEU, Militär übertragen.

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