Marcel Reich-Ranicki lobt Gegenwartsliteratur

Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki hat vor Beginn der Frankfurter Buchmesse die deutsche Gegenwartsliteratur gelobt. „Sie hat es seit Kriegsende nicht immer so gut verstanden, Identifikationsangebote zu schaffen und auch unterhaltsam zu sein. Erst in den letzten Jahren ist das wieder besser geworden“, sagte der 90-Jährige im Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Focus“.

Über den Unterschied von Literatur und Wissenschaft sagte Reich-Ranicki: „Fragen Sie einen Wissenschaftler nach der Liebe, wird er etwas über Hormone und Fortpflanzung sagen. Fragen Sie ihn nach dem Tod, wird er etwas über die Sterblichkeit aller Lebewesen sagen. Er hat recht, aber seine Antwort ist zu rational. Es fehlt ihr etwas.“ Reich-Ranicki beantwortete auch die Frage, warum wir in Zeiten von Fernsehen und Internet Bücher brauchen. „Diese Frage wird nicht erst gestellt, seitdem es Fernsehen und Internet gibt, sondern seit Jahrhunderten. Die Antwort ist immer die gleiche. Der Mensch will wissen, in was für einer Welt er lebt. Er will wissen, wer er ist und wie er mit anderen Menschen zusammenleben kann“, so der Kritiker.

Diese Meldung aus München wurde am 03.10.2010 um 09:51 Uhr mit den Stichworten DEU, Leute, Literatur, Gesellschaft übertragen.

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