Magazin: Offenbar neue Visa-Affäre im Auswärtigen Amt

Das Auswärtige Amt steht offenbar vor einer neuen Visa-Affäre. Das berichtet das Magazin der „Spiegel“. Mitarbeiter mehrerer deutscher Botschaften stehen demnach im Verdacht, im Auftrag internationaler Schleuserringe Hunderte Visa ausgestellt und Schmiergelder kassiert zu haben.

Nach Hinweisen aus dem Auswärtigen Amt ermittelt die Staatsanwaltschaft Berlin in acht Tatkomplexen wegen des Verdachts der bandenmäßigen Schleusung und Bestechlichkeit. Betroffen sind deutsche Vertretungen in Afrika, Südamerika und in Ländern, die vormals Teil der Sowjetunion waren. Die Beschuldigten sind sogenannte Ortskräfte, Mitarbeiter in den Konsularabteilungen aus dem jeweiligen Land. Sie sollen zumindest in den vergangenen zwei Jahren systematisch Visa für die Einreise nach Deutschland erteilt haben, die auf offensichtlich falschen Angaben basierten. Die Antragsteller zahlten, so die Erkenntnisse der Staatsanwaltschaft, neben den normalen Gebühren an die Konsularmitarbeiter pro Visum mehrere hundert Euro in bar. Für einige der Ausländerinnen, die auf diesem Wege nach Deutschland kamen, endete, „Spiegel“-Berichten zufolge, die Reise in Hamburger Bordellen. Die beschuldigten Mitarbeiter wurden vor Ort von Beamten der Bundespolizei verhört und sind inzwischen entlassen. Die Ermittler haben derzeit keine Hinweise, dass deutsche Botschaftsangehörige in die illegalen Praktiken verwickelt sind, gehen aber davon aus, dass die Auftraggeber für die Schleusungen in Deutschland sitzen. Martin Steltner, Sprecher der Berliner Generalstaatsanwaltschaft, bestätigte den Vorgang, wollte sich aber zu Details wegen der noch andauernden Ermittlungen nicht äußern. 2004 war im Rahmen eines Schleuserprozesses eine ähnliche Praxis aufgeflogen. Im Zentrum stand damals die deutsche Botschaft in Kiew, die mehrere tausend erschlichene Visa erteilt hatte.

Diese Meldung aus Berlin wurde am 18.12.2010 um 16:09 Uhr mit den Stichworten DEU, Weltpolitik, Kriminalität übertragen.

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