Hamburger Gefängnismitarbeiter klagen über Mobbing

Mitarbeiter der Justizvollzugsanstalten in Hamburg klagen über Mobbing an ihren Arbeitsplätzen. In der JVA Billwerder zum Beispiel liegt der Krankenstand bei mehr als 20 Prozent und die Mitarbeiter versicherten gegenüber dem Sender „NDR Info“, dass nicht der Schichtdienst und die Gefangenen sondern die Vorgesetzten das Problem seien. Dauerkranke würden gemobbt und fallen gelassen, bestätigt die Hamburger Psychiaterin Edeltraut Böttge.

Sie behandelt seit vielen Jahren Betroffene aus allen Hamburger Gefängnissen. „Die Probleme sind praktisch überall dieselben“, erklärt Böttge. „Die Erzählungen von den Problemen und Konflikten ähneln sich immer wieder sehr.“ Sie habe schon vor zehn Jahren die Behörde auf die Missstände hingewiesen. Passiert sei aber fast nichts, sagt Böttge. Gefängnismitarbeiter der Hamburger Justizvollzugsanstalten berichten von schwerstem Mobbing, das von den Vorgesetzten nicht verhindert, sondern sogar toleriert oder gefördert werde. Mitarbeiter mit Schwächen würden von Kollegen und Vorgesetzten öffentlich bloßgestellt und lächerlich gemacht. Wer sich über Regelverstöße beschwere, werde von einen Tag auf den anderen versetzt. Die Betroffenen berichten von einem Klima der Angst. Die Hälfte aller Fehlzeiten im Strafvollzug gehe auf Mitarbeiter zurück, die länger als einen Monat am Stück krank sind, räumt Justizsenator Till Steffen ein. Einen Fehler im System könne er nicht erkennen. Im Gefängnis seien eben gewisse hierarchische Strukturen nötig. Die von Mitarbeitern besonders heftig kritisierten Anstalts- und Personalleitungen schätzt der Senator als besonders kommunikativ. „Man kann niemanden mit Konsequenzen belegen aufgrund von Gerüchten, die zusammengetragen werden. Es muss sehr konkret gemacht werden“, so der Senator gegenüber „NDR Info“. Doch wer Probleme konkret benenne, werde sofort bestraft, berichten die Mitarbeiter. Till Steffen bietet den Mitarbeitern an, sich mit Problemen persönlich an ihn zu wenden. „Meine E-mails liest keiner außer mir“, verspricht der Senator.

Diese Meldung aus Hamburg wurde am 04.11.2010 um 16:29 Uhr mit den Stichworten DEU, HAM, Justiz, Kriminalität, Arbeitsmarkt übertragen.

1 Comment
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    Bernd Baron 6. November 2010 at 21:13

    Vielen Dank an die Kolleginnen und Kollegen aus dem Strafvollzug Hamburg, die sich trotz allem drohenden disziplinaren, sich endlich mit dem Menschen zerstörerischem Thema Mobbing in großer Anzahl an die Öffentlichkeit gewandt haben.

    Man darf als eine R i e s e n peinlichkeit für den Justizsenator der Freien und Hansestadt Hamburg, Herrn Till Steffen, bezeichnen, dass er aus den Umständen, die ihm in seinem Arbeitsbereich angeblich nur diffus bekannt sein sollen, er als Dienstherr und als der in Fürsorge als Letztes verantwortliche, sich offensichtlich den subtilen Machenschaften durch Unterlassung unterwirft.

    Wie gleichfalls in der Behörde, die in Hamburg für die öffentliche Sicherheit und Ordnung zuständig ist, den Betroffenen seit Jahren, selbst bei über 95 DIN-4 Seiten konkreter Benennung und leicht verständlicher Beschreibung der festgestellten mobbingtypischen Handlungen und Unterlassungen sowie der Benennung der dafür Verantwortlichen, über die Herr Steffen mindestens zum Thema informiert sein dürfte, sich hilflos hinzustellen und so zu tun, als ob diese Erscheinungen neu und im Übrigen für ihn nicht erkennbar seien, macht wenigsten im Falle der wohl gemobbten Strafjustizbeamten ein merkwürdiges Menschenbild und die erschreckende Wertschätzung über dieselben deutlich!

    Aber auch der ehemalige CDU- Innensenator der Freien und Hansestadt Hamburg, hatte in einer Landesmitgliederversammlung der Grünen Hamburg die Anwandlung, bei dem durch einen anony-men Brief ins Gerede geratenen Verhalten des Leiters der besagten Behörde für Sicherheit und Ordnung in Hamburg, das beklagte und z.T. krankmachende Verhalten diese Leiters wegen der hierarchischen Strukturen als notwendig in Erwägung gezogen???
    Die dadurch z.T. beklagenswerten Umstände und die Folgen für das Personal, schienen auch dort nicht so wichtig??

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