Grüne zu Gesprächen mit Merkel über Konsens zum Atomausstieg bereit

Der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir ist unter Bedingungen bereit, mit Kanzlerin Angela Merkel über einen Konsens beim Atomausstieg zu verhandeln. „Erst einmal hat Frau Merkel vor wenigen Monaten den gesellschaftlichen Konsens beim Atomausstieg aufgekündigt. Wenn sie jetzt ihren Fehler korrigieren will, sind die Grünen gesprächsbereit“, sagte Özdemir im Interview in „Bild am Sonntag“.

Als Bedingung nannte Özdemir: „Frau Merkel sollte als Beweis ihrer Ernsthaftigkeit ein Ausstiegsgesetz mitbringen, in dem sie die unverantwortliche Laufzeitverlängerung zurücknimmt, die sieben Altmeiler und den Pannen-Reaktor Krümmel für immer abschaltet und den Weg frei macht für einen schnelleren Atomausstieg bis 2017.“ Der Grünen-Chef sprach sich für einen forcierten Ausbau der erneuerbaren Energien und Fortschritte bei der Energieeffizienz aus, um den technisch schnellst möglichen Ausstieg bis 2017 zu schaffen. Ein zügiges Atom-Aus wird nach Ansicht des Parteivorsitzenden auch den Protest gegen neue Stromtrasse reduzieren. „Ich glaube, dass ein großer Teil des Widerstandes gegen den Ausbau der Stromnetze auf mehr Verständnis stößt, wenn klar ist, dass wir schnellstmöglich aussteigen und keinen weiteren radioaktiven Müll produzieren und wenn klar ist, dass kein Strom aus Atomkraft durch die Netze fließt“, so Özdemir. Albträume bereitet dem Bundesvorsitzenden, dass sein Parteifreund Winfried Kretschmann als Ministerpräsident von Baden-Württemberg und damit als Großaktionär des Energieversorgers EnBW Atomkraftwerke betreiben wird. „Auf dieses Atom-Ei, das Mappus uns da hinterlassen hat, hätten wir gern verzichtet. Als EnBW Gewinne einfuhr, gehörte es den Franzosen. Jetzt, wo der Konzern Verluste macht, gehört er dem Land Baden-Württemberg. So viel zur Wirtschaftskompetenz der Union“, kritisierte Özdemir den Kauf der Aktien durch den bisherigen Ministerpräsidenten Stefan Mappus (CDU). Der Grünen-Chef kündigte einen neuen Stromkurs des Unternehmens an: „Der Umbau von EnBW zu einem zukunftsweisenden Energieriesen wird kein Vergnügen, aber daran führt kein Weg vorbei. Es gibt Aufgaben, die einem Albträume bereiten. Die hier gehört dazu.“

Diese Meldung aus Berlin wurde am 03.04.2011 um 08:24 Uhr mit den Stichworten DEU, Parteien, Energie übertragen.

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