Foodwatch-Chef kritisiert "offizielle Verbrauchertäuschung" in Politik

Der Chef der Verbraucherrechtsorganisation Foodwatch, Thilo Bode, hat der Politik Versagen beim Schutz der Konsumenten vorgehalten. Im Bereich der Nahrungsmittelindustrie habe sich ein „kooperatives Staatsverständnis entwickelt“, kritisierte Bode im Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. „Die Politik will nichts mehr gegen die Industrie entscheiden.“

Ein Beispiel dafür sei die Ampelkennzeichnung auf Lebensmitteln gewesen, für die Foodwatch erfolglos gemeinsam mit Krankenkassen, Kinderärzten und Sozialverbänden eingetreten war. Die Industrie, so Bode, habe „eine Milliarde Euro für den Lobby-Kampf gegen die Ampel ausgegeben“ und konnte dazu in Brüssel „letztlich auch die Gesetze mitformulieren“. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) fülle nach Ansicht Bodes „ihre Rolle als Dienstleisterin der Nahrungsmittelindustrie ziemlich perfekt aus“. Der Lebensmittelbuchkommission, einem von Aigners Ministerium berufenem Gremium, das Verkehrsbezeichnungen für Lebensmittel regelt, warf Bode „offizielle Verbrauchertäuschung“ vor. „Kein Mensch versteht, warum Brot nicht gebacken werden muss und ein aus Fleischresten zusammengeklebtes Produkt sich Schinken nennen darf.“

Diese Meldung aus Berlin wurde am 05.09.2010 um 09:02 Uhr mit den Stichworten DEU, Gesundheit, Gesellschaft, Nahrungsmittel übertragen.

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