"Focus": Innenminister de Maizière gerät nach Paketbomben-Anschlag unter Druck

Nach dem vereitelten Paketbomben-Anschlag gerät Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) unter Druck. Laut internen Dokumenten, die dem Nachrichtenmagazin „Focus“ vorliegen, sei seine Behörde seit Monaten detailliert über die Terrorgefahr im Luftverkehr zwischen Jemen und Deutschland informiert gewesen. Mehrfach habe der Sicherheitschef der Deutschen Lufthansa, Jürgen Faust, das Bundesinnenministerium (BMI) vor den Risiken am Flughafen der Hauptstadt Sanaa gewarnt.

Zuletzt sei das am 7. Oktober, gut drei Wochen vor dem Paketbombenfund geschehen. Mit der Bombe wollten islamistische Terroristen ein Flugzeug über der US-Ostküste in die Luft sprengen. In dem Schreiben vom 7. Oktober an die für die Luftsicherheit zuständige Abteilung B (Bundespolizei) berichtete Faust von „gravierenden Sicherheitsmängeln am Flughafen Sanaa, die sich unter anderem auf die Qualifizierung und Ausbildung des Sicherheitspersonals sowie die Qualität der Luftsicherheitskontrollen beziehen“. Die lokalen Behörden seien mit der „gestiegenen Bedrohungslage“ überfordert. Der Jemen gilt als eines der Zentren des islamistischen Terrorismus. Nach „Focus“-Recherchen hatte Lufthansa-Manager Faust bereits am 22. Februar die Abteilung B eindringlich aufgefordert, mit Blick auf die prekäre Sicherheitslage im Jemen umgehend aktiv zu werden. Weil das Innenministerium untätig blieb, zog Lufthansa die Notbremse. In seinem Schreiben vom 7. Oktober teilte Faust laut „Focus“ mit: „Der Flugbetriebsleiter der Deutschen Lufthansa hat gestern entschieden, die Flüge nach Sanaa/Jemen mit sofortiger Wirkung einzustellen.“ Die Fluglinie habe die Sicherheit allein nicht mehr garantieren können. Die Bundesregierung stoppte erst nach dem gescheiterten Anschlag den Flugverkehr von und nach Jemen.

Diese Meldung aus Berlin wurde am 13.11.2010 um 10:20 Uhr mit den Stichworten DEU, Luftfahrt, Terrorismus übertragen.

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