Energieagentur: Bürgerbewegungen verzögern nötigen Netzausbau

Der Geschäftsführer der Deutschen Energieagentur (dena), Stephan Kohler, hat Umweltverbände, Umweltbundesamt und Bürgerbewegungen für den schleppenden Ausbau des Stromnetzes für erneuerbare Energien verantwortlich gemacht. „Das Hauptproblem ist der massive Widerstand in der Bevölkerung. Da gibt es eben viele, was man ja auch verstehen kann, die die Masten und Leitungen nicht vor der Nase haben wollen. Deshalb ziehen sich die Genehmigungsverfahren in der Regel über acht bis zehn Jahre hin“, sagte der dena-Chef dem „Weser-Kurier“ (Sonnabendausgabe).

Dabei gebe es schon das Energieleitungsausbaubeschleunigungsgesetz, das Verfahren im Schnitt um ein Jahr verkürzt habe. Umweltverbänden wirft Kohler vor, in direkten Gesprächen würden sie zugestehen, dass neue Netze gebraucht würden. „Nur die Landesverbände oder die Ortsgruppen, in deren Regionen die Leitungen dann installiert werden sollen, sind oftmals dagegen. Da sehen wir schon ein Auseinanderklaffen zwischen den politischen Forderungen auf Bundesebene und der konkreten Situation vor Ort“, sagte er. „Wenn man eine hundertprozentige Stromversorgung über regenerative Energien fordert, muss man aber auch die entsprechende Infrastruktur akzeptieren und darf sich dabei nichts vormachen und nur die schöne heile Welt versprechen“, so der dena-Chef weiter. Aber auch das Umweltbundesamt oder der Sachverständigenrat für Umweltfragen, der die Bundesregierung berate, würden stets verkünden, dass eine Stromversorgung mit hundert Prozent erneuerbaren Energien möglich sei. „Im Gutachten des Umweltbundesamtes gibt es zum Thema Netze nur einen ganz kurzen Absatz. Einzige Aussage: Es wird unterstellt, dass ein barrierefreies Netz vorhanden ist. Da wird nichts berechnet, nichts analysiert, so kann man es sich natürlich sehr leicht machen“, sagte Kohler.

Diese Meldung aus Berlin wurde am 03.12.2010 um 17:54 Uhr mit den Stichworten DEU, Energie, Proteste, Umweltschutz übertragen.

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