Thor Steinar verklagt Storch Heinar: weil Nazis keinen Spaß verstehen

Thor Steinar ist eine Modemarke mit Sitz in Königs Wusterhausen aus Brandenburg, die Modemarke gilt als Erkennungsmerkmal der rechtsextremen Szene. Politisch orientierte Menschen aus dem rechtsextremen Spektrum neigen bekanntlicherweise zur uniformierten Bekleidung, so soll die Bekleidung identitätsstiftend wirken. Die Klamotten von Thor Steinar kommen hingegen peppig und jung-modisch daher, für unwissende Zeitgenossen mag die Bekleidung sich in die Reihe anderer unbedenklichlicher Modelabels, einreihen, Kenner wissen es besser. Nun hat Endstation Rechts, ein Internet-Portal gegen Rechtsextremismus aus Mecklenburg-Vorpommern, seit 2008 eine Satire auf Thor Steinar, Storch Heinar, ins Leben gerufen. Storch Heinar ist eine Parodie auf rechtsextreme Positionen, der Storch leidet an einer „Froschfleisch-Intoleranz“ und weist Scheitel und Hitlerbart auf. Heute wird in Nürnberg gerichtlich verhandelt, ob hier eine Markenrechtsverletzung vorliegt.

National, un-sozial und dumm wie Brot

Was die allerwenigsten völkischen Nationalisten verstehen, die Globalisierung macht auch vor ihnen keinen Halt. So lässt die NPD ihr hetzerisches Parteiorgan Deutsche Stimme (Auflage ca. 25.000) mittlerweile in Vilnius drucken, trotz bekannter und reisserischer Parolen wie “ Deutsche Arbeitsplätze für Deutsche“ oder „Global hilft nur Kapital“ etc, die Druckkosten sind in Litauen nun mal wesentlich günstiger. So wurde die MediaTex GmbH, der Hersteller von Thor Steinar, schon 2008 an die Al Zarooni Tureva mit Sitz in Dubai verkauft. Nun mag dieses Ereignis erfreulich sein, weil Nazis auf einmal multi-kulti sind, viele Nazis boykottieren dennoch seit dem Verkauf die Marke Thor Steinar, die restlichen Käufer werden weiterhin eine völkische Sicht haben, auch wenn die Geschäftsleitung von Thor Steinar sich ahnungslos gibt. Ob der arabische Investor den Anti-Semitismus transportieren möchte, bleibt offen, fest steht nur, dass Thor Steinar in Nordafrika, Nordamerika und Osteuropa expandieren soll, Israel bleibt ausdrücklich unerwähnt.

Runen und das Germanentum- die Kreativität der Nazis bleibt begrenzt

Das Tragen von Thor Steinar Bekleidungen sind in den meisten Fußballstadien, im Bundestag und im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern verboten. Bislang haben sich neun Läden halten können, die ausschließlich dieses Label vertreiben (z.B. Nürnberg, Berlin, Magdeburg, Erfurt, Dresden). Sämtliche Läden weisen einen nordischen Namen auf wie Narvik, Larvik und Trondheim etc. Auch das Logo bedient sich alt-germanischer Runen. Einst bestand das Logo aus einer Kombination der Tiwaz-Rune und der Siegrune (bekannt von der SS), das Amtsgericht Königs Wusterhausen sah hierin den Strafbestand der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen erfüllt und verbat das alte Logo, denn diese Runen wurden von der 1992 verbotenen Jungen Front (rechtsextrem) genutzt, obschon die Symbolik der Wolfsangel eher aus der Jagd kommt und unbedenklich ist. Das neue Logo, wie sollte es auch anders sein, besteht wiederum aus Runen, genauer aus der Gebo-Rune und wurde von der Staatsanwaltschaft als unbedenklich eingestuft (mit der Begründung, dies seien keine Runen, sondern ein Andreaskreuz mit Punkten).Abweichend von dieser Position verkündet der Verfassungsschutz aus Brandenburg, dass die Symbolik von Thor Steinar „Bezug auf vorchristlichen Germanen-Kult und eine glorifizierende Sicht der Wehrmacht“ nehmen würde.

Jede Ladeneröffnung der Thor Steinar Marke zog die Proteste von Anwohner und Antifaschisten nach sich, zum Teil nahmen diese Proteste gewalttätige Züge an. Auch die Vermieter der entsprechenden Läden sahen sich einer öffentlichen Kampagne ausgesetzt, viele leiteten eine Räumungsklage ein, da sie im Vorfeld arglistig getäuscht worden seien, weil sie über den Inhalt des Labels nicht aufgeklärt wurden.

Storch Heinar und Endstation Rechts

Mathias Brodkorb (SPD) gilt als der Erfinder der Parodie vom Storch Heinar. In einem Interview mit Stern.de erklärt Brodkorb, dass die Idee bei einer Flasche Rotwein entstanden sei. Zum damaligen Zeitpunkt eröffnete Thor Steinar einen weiteren Laden in Rostock (inzwischen wieder dicht), und die Mitarbeiter von Endstation Rechts überlegten sich, eine Gegenmarke zu etablieren. Der Versuch von MediaTex GmbH, beim Patentamt den Markennamen Storch Heinar zu sichern, scheiterte am Widerstand von Endstation Rechts. Nun verklagt der Betreiber von Thor Steinar den Storch, weil sie eine Markenrechtsverletzung hierin sehen. Geneigte Leser, die der Endstation Rechts in den Prozesskosten beistehen möchten, können hierzu Spenden tätigen (SMS an 81190 mit dem Inhalt Storch, drei Euro).

Endstation Rechts ist ein Projekt der Jusos aus Mecklenburg-Vorpommern und wurde 2006 ins Leben gerufen. Die Absicht war es, den Einzug der NPD in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern zu verhindern. nach dem Scheitern dieses Anliegens versteht sich das Portal als Informationsquelle über die Tätigkeit der NPD. Im Selbstverständnis grenzt sich Endstation Rechts von anderen antifaschistischen Projekten ab, so lässt das Portal auch rechtskonservative Meinungsäußerungen zu und wirkt damit pluralistisch.

Nazis in den Köpfen- nicht an den Kleidern

Das vorherrschende Bild eines Skinheads mit Bomberjacke und Springerstiefeln entspricht nicht mehr der Realität, abgesehen davon, dass die Skinhead-Bewegung ganz andere Wurzel hatte und weniger politisch motiviert war (anfangs). Inzwischen eignen sich die nationalen Sozialisten immer mehr linke Symbolik an, bei manchen Plakaten muss man genauer hinschauen um festzustellen, aus welcher politischen Gesinnung der Träger kommt. Diese Entwicklung wurde nicht von den so genannten Nationalen Autonomen angestossen, erfährt aber einen ungeahnten Auftrieb durch diese Aktivisten. Ein „Che“ auf dem T-Shirt kann auch bei Nazis als „in“ gelten. Dennoch existieren neben Thor Steinar andere identitätsstiftende Bekleidungen. Seit Jahren versucht Lonsdale, ein Textilhersteller aus England, vergeblich das Tragen der eigenen Kleidung bei Rechtsextremen zu bekämpfen, die Kleidung kommt ursprünglich aus der Boxszene (Muhammad Ali, Mike Tyson) und finanziert antifaschistische Projekte (Kampagne: Lonsdale loves all colours). Weil beim Tragen die Buchstaben NSDA zu sehen sind, finden das Nazis toll. Weil Lonsdale sich so vehement weigert sich zu instrumentalisieren, wurde in Deutschland die Marke Consdaple (alt-englisch Polizist) etabliert, hier können aufgeregte Nazis endlich NSDAP lesen. Die Marke Fred Perry weist eine ähnliche Geschichte auf wie Lonsdale. Fred Perry war das erste Arbeiterkind, welches das Wimbledon-Turnier gewann. Die Marke war beliebt bei Skinheads aus Großbritannien und wurde dann von Nazi-Skins übernommen. Weitere Nazi-Labels sind Troublemaker (Deutschland), Hatecrime (USA) und Masterrace Europe, sie sehen, deutsche Nazis hassen die Überfremdung und vermeiden daher Anglizismen, beileibe nicht der einzige irrationale Widerspruch dieser politischen Gesinnung.

2 Comments
  1. Reply
    pommernjung 25. Juli 2010 at 14:46

    Weil „Nazis“ keinen Spaß verstehen..
    Was ist den das für eine schwachsinnige Aussage..?
    Etablierte Firmen hätten sich ebenfalls gegen Leute gestellt, die das Markeschutzrecht missbrauchen..
    Thor Steinar hat es auch gemacht und das heißt jetzt, dass die keinen Spaß verstehen?
    Die „Argumente“ werden ja immer flacher

  2. Reply
    Astrid 28. Juli 2010 at 23:08

    Hallo pommernjung: Wieso wird hier das „Markenschutzrecht missbraucht“? Markenschutz gibt es nach meinem Verständnis dafür, dass sich niemand mit billigem Schrott unter der Marke eines Anderen eine goldene Nase verdient. Hierfür muss aber eine Verwechslungsgefahr bestehen. Ich kann zwischen den Logos „Thor Steinar“ und „Storch Heinar“ beim besten Willen keine Verwechslungsgefahr sehen.

    Ich glaube eher „Thor Steinar“ gefällt es nicht, dass der „Storch“ so ganz offensichtlich gegen rechte Gesinnungen Stellung bezieht. Und dann auch noch das Label „Thor Steiner“ als rechtes Erkennungsmerkmal verulkt.

    Also ich finde den Storch witzig. Aber die, die – auf welche Art und Weise auch immer – bloß gestellt werden, mögen das wohl nicht so. Und dann versuchen sie sich so gut es geht zu verteidigen. Und das die ganze teure Klage jetzt dazu geführt hat, dass „Storch Heinar“ jetzt erst recht bekannt geworden ist, gefällt mir noch ein bisschen mehr.

    Gutgelaunte Grüße
    ein Thüringenmädel

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