Australien: Asylbewerberheim in Sydney angezündet

Ein Internierungslager für Asylbewerber in Sydney, das Villawood detention centre, wurde am gestrigen Mittwoch angezündet, insgesamt neun Gebäude wurden zerstört. Das Feuer wurde von zwei Insassen gelegt, weitere 100 schlossen sich ihnen an. Die Bewohner haben zudem versucht, die Feuerwehr in ihrer Arbeit zu behindern, indem sie Ziegelsteine auf die Feuerwehr schmissen. Immer wieder kommt es in australischen Asylbewerberheimen zu gewalttätigen Protesten der Insassen, sie demonstrieren gegen die meist unmenschlichen Bedingungen, eine andere Art von Protest, als die verhassten Internierungslager anzuzünden, sehen die Betroffenen in vielen Fällen nicht.

Die Sprecherin des Amtes für Immigration, Sandi Logan, gab bekannt, dass im vorliegenden Fall bislang keine Verletzte zu registrieren sind. Nach Ausbruch des Feuers musste die Polizei erst die aufgebrachte Menge der Insassen unter Kontrolle bringen, bevor die Feuerwehr ihre Arbeit fortführen konnte.

Der australische Minister für Immigration, Chris Bowen, behauptete anschließend, ein Großteil der beteiligten Insassen sei frustriert, weil ihnen zuvor das Asylgesuch abgelehnt wurde.  Das Villawood detention centre beherbergt zwei Arten von Asylsuchenden, solchen die per Boot nach Australien gelangen, und solchen die sich in Australien schon aufhielten aber deren Visa abgelaufen waren.

In den vergangenen Monaten konnte eine Zunahme von Selbstzerstörungen und Selbstverletzungen unter australischen Asylbewerbern feststellen, so leiden sie meist an der üblichen Überfüllung der Auffanglager. Auch die langen Bearbeitungszeiten der Asylanträge lassen die Menschen verzweifeln. In letzter Zeit sind es vor allem Flüchtlinge aus Sri Lanka, Irak und Afghanistan, die ein begehrtes Visum für Australien erlangen wollen.

Australien hat derzeit knapp 23 Millionen Einwohner und ist damit recht dünn besiedelt, die Geburtenrate liegt bei knapp 1,6 Kindern. Die Bevölkerungszunahme beruht  also hauptsächlich auf Einwanderung, knapp ein Viertel der Bevölkerung wurde außerhalb Australiens geboren. Menschen, die ein abgeschlossenes Studium oder eine Berufsausbildung besitzen (welche in Australien gefragt sind), haben bessere Chancen ins Land einzureisen. Englisch-Kenntnisse sind Voraussetzung (einen Überblick über die Visa-Bestimmungen finden sie hier).

Neben gewalttätigen Ausschreitungen kommt es auch zu Suiziden, Amnesty International warnte schon im vergangenen Jahr vor einer zu starken psychischen Belastung der Asylbewerber. Insbesondere die Lage auf den Christmas Insel sei für die Betroffenen unerträglich, hier gab es vergangenes Jahr erneut Ausschreitungen. Nun will die australische Regierung reagieren, weitere so genannter Detention Centers sollen eröffnet werden, um mindestens der Überfüllung der Auffanglager zu begegnen.

Für Australien-Interessierte empfiehlt Online-Presseportal die Seite unserer Autorin Dorothée Lefering, die seit 2006 in Australien lebt. Sie weiß täglich von den Geschehnissen aus Australien zu berichten, zuweilen verwundert, manchmal erfreut.

1 Comment
  1. Reply
    Paroline 22. April 2011 at 00:43

    …und deren Asylverfahren wird nicht SOFORT beendet???

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